Mein Mann trägt Reizwäsche. Am Fuß.

Ich frage mich tatsächlich JEDEN Tag, wie es ein Mensch schafft, Socken nach einmal Tragen so durchzuscheuern.

[bigletter custom_class=””]Kleidung ist für mich eine Spielerei, mit der ich mich ausdrücken kann. Je nachdem, was ich anziehe, bin ich ein anderer Mensch: eine Hipsterin mit dem Pulli meiner Oma, eine Gebildete im Anzug, eine Vornehme im Seiden-Blouson, eine Individuelle in der senfgelben Brokatstoff-Karotte oder eine Flodder im Jogginganzug. Mein Mann hingegen sieht immer gleich aus: weisses Shirt und Jeans. Einzig die Loch-Grösse seiner Socken spiegelt den Grad seiner Individualität wider.[/bigletter]

Gerahmtes Bild mit Loch-Socken meiner Familie

Ich frage mich tatsächlich JEDEN Tag, wie es ein Mensch schafft, Socken nach einmal Tragen so durchzuscheuern. Was haben wir nicht alles versucht, am Ende hilft bei meinem Mann wahrscheinlich einzig das Prinzip der “Einwegsocke”. Da wir aber nachhaltig sind, trägt er die Fussbekleidung natürlich mehrfach und ich wette jedesmal mit mir selbst, wie gross die Löcher am Ende des Tages sind. Mittlerweile sind auch meine Eltern von dem Phänomen fasziniert und haben mir ein gerahmtes Bild mit den Loch-Socken meiner Familie geschenkt.
Da die Socke bekannterweise zur Kategorie der Unterwäsche gehört, habe ich mich gefragt, ob sie in unserem Fall vielleicht auch der Reizwäsche zugeordnet werden kann. Schliesslich zeigt mein Mann ganz untenrum viel Haut. Manchmal mehr. Dann präsentiert er sich selbstbewusst und offensiv. Manchmal weniger. Dann geht das Ganze eher in die Richtung “oh la la”, überlasse ich meiner Frau das bisschen Nacktheit ihrer Fantasie.

Ganze Nachbarschaft kennt “Dessous”-Problem

Ich merke selbst, dass ich mir die ganze Angelegenheit schön rede. Ich bleibe zwar dabei, dass es bei ihm tatsächlich Reizwäsche ist. Ordentlich gereizt wird nämlich mein Empfinden für Ästhetik. Ich reagiere also ziemlich genervt und selbst die Nachbarschaft kennt unser “Dessous-Problem”. So kriegt mein Mann zum Geburtstag, zum Valentinstag, zu Ostern, zum Vatertag und zu Weihnachten jedes Mal einen Haufen Socken geschenkt. Und trotzdem landet ein Grossteil schnell als Lappen in meinem Putzeimer oder als prima “Räubermasken” im Spielzimmer meiner Kinder.
Aus diesem Grund freue ich mich schon unheimlich auf den Sommer. Denn dann hat die Reizwäsche Pause und die Füsse meines Mannes geniessen ihr FKK-Dasein in seinen blau-weissen Adiletten. 

Romy Gerber
Romy Gerber

Terror-Gen oder nur ne Phase?

Geschrei, Gebrüll, neu gelernte Schimpfwörter. Terror-Gen oder nur ne Phase?

[bigletter custom_class=””]Wenn mein Mann und ich die Fenster schliessen und unsere Kinder in das von den Nachbarn am weitesten entfernte Zimmer stecken, dann ist es wieder so weit: Geschrei, Gebrüll, neu gelernte Schimpfwörter in glasklarer Akustik, pfeilschnell fliegendes Spielzeug und 25 cm grosse Tränenpfützen. Meine beiden Grossen sind sich dabei so ähnlich – ich überlege, ob diese schalltragenden Tiraden genetisch bedingt sind oder ob das einfach normal ist.[/bigletter]

Denn natürlich vergleicht die Mutti ihren Nachwuchs mit anderen Kindern. Das sind dann diejenigen, die still sitzen, unaufgefordert teilen, Höflichkeiten austauschen und – jetzt kommt‘s – freiwillig AUFRÄUMEN. Ich musste meinem Grossen in der dritten Schwangerschaft für Fuss-Massagen 50 Cent pro 20 Sekunden zahlen. Und meine Mittlere tut seit eineinhalb Jahren so, als ob sie mich nicht richtig versteht. 

Woran liegt es nun, dass andere Kinder so nett sind und ohne zu Murren den gefüllten Sonntagsbraten mit Broccoli und Mandelplättchen bis zum letzten Bissen am Tisch geniessen? Mein Mann und ich kochen doch gut, zeigen den Kindern auf den Feldern wo Herr Broccoli zuhause ist und sind generell liebevoll-konsequent bei mässigem Fernseh-Einsatz. Bis heute hat es Herr Broccoli nicht bis zum Mund geschafft, denn jener ist zu sehr damit beschäftigt, sich lautstark über die eklig platten Nüsse zu beschweren.

Wenn es also nix mit der Erziehung zu tun hat, wer ist dann schuld? Als ehemalige Bio-Leistungskurslerin habe ich mich also mit der Genetik auseinandergesetzt. Damit ich hier auch wissenschaftlich fundiert berichten kann, habe ich zur Sicherheit noch mal gegooglet und den Aufbau unserer DNA neu interpretiert. Diese besteht in Wirklichkeit nämlich aus (A) wie Adenin, (C) wie Cytosin, (G) wie Guanin und – aufgepasst – (T) wie Terror. Spätestens seit Spiderman wissen wir ja alle, wie so ein DNA-Strang mit diesen vier verschiedenen Farben aussieht. Und genau wie bei Peter Parker hat sich das rote (T), ebenso wie das Spinnen-Gen, einfach gegen alles andere durchgesetzt.

Ich will jetzt auch nicht allzu technisch werden, aber ich werde die, wie ich finde, gut durchdachte Erklärung weiter prüfen. Denn meine Hoffnung liegt in unserem jüngsten Spross. Insgeheim hoffe ich ja, dass sie vom roten „T“ verschont bleibt. „Die Kleine wird anders“, klopfe ich meinem Mann abends ganz oft relativ kraftlos auf die Schulter. Genauso oft gucken wir uns dann aber an und wissen beide, ohne es aussprechen zu müssen: never ever.

Romy Gerber
Romy Gerber

Invictus – für immer vermisst

Meine Seele, mein Verstand und mein Herz waren heimatlos. Der Suizid meines Vaters hat meine Welt auf den Kopf gestellt.

[bigletter custom_class=””]Ich hatte eine Familie, ein Zuhause, Kinder und einen Ehemann und doch war ich heimatlos. Meine Seele, mein Verstand und mein Herz waren es. Von Freunden wurden sie zu Feinden. Was als das perfekte Jahr anfing, endete für uns als Familie in einer Tragödie. Im Jahr 2017 wurde uns ein Sohn geschenkt und ein Vater genommen. Durch die eigene Hand geplant und ausgeführt, hat der Suizid meines Vaters meine Welt, aber vor allem mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Warum?[/bigletter]

Das war die grosse Frage und ist es heute noch. Die traurige Wahrheit: Wir wissen es nicht und werden es auch nie erfahren. Trotz Abschiedsbrief bleibt seine Tat für uns auf ewig ein Mysterium und der Schmerz darüber, als Familie nicht gereicht zu haben, immens. Er ist gegangen, ohne uns in seiner Rechnung mit einzubeziehen und so bleiben wir zurück. Jeder von uns auf seine eigene Weise gebrochen, genau wie unser Leben. Denn der Krater dieses verfluchten 30. Dezembers bleibt und zieht sich durch die Zeitlinie. Für uns gibt es jetzt ein Leben vor und ein Leben nach dem Suizid. 

Ich war ein neuer Mensch

in einem alten Leben.

Mein Leben danach war bestimmt von Kämpfen und Unsicherheiten. Ich sass fest. Wusste, dass es irgendwie weitergehen musste, aber ich wusste einfach nicht wie. Ich kam mir in meinem eigenen Leben wie ein Eindringling vor. Da waren meine Kinder, meine Familie und mein Zuhause, aber ich selbst war nicht mehr da. Ich hatte mich selbst verloren und wusste, dass ich so nicht weiterleben wollte. Wollte nicht stumpf und kalt bleiben. Ich wollte leben, den Schmerz annehmen, ihn fühlen und aus ihm wieder auferstehen. Denn ich hatte schon früh gelernt, dass die schönsten Dinge aus den dunkelsten Momenten geboren werden konnten. Und so habe ich angefangen zu schreiben und habe meine Gedanken, meine Gefühle und meine Ängste zu Papier gebracht und ihnen ihre eigene Geschichte gegeben.

Daraus entstanden ist ein Werk, dass den Namen Invictus trägt. Und er steht für den Prozess, denn ich durchlebt habe. Für jede schmerzhafte Lektion. Das Leben hat mich gebrochen, aber eben nicht zerstört. 

Mit meinem Buch will ich all den verlorenen Seelen ein Zuhause geben, so wie ich es bei meiner eigenen Seele getan habe. Im Schreiben habe ich zum ersten Mal wahre Freiheit gefunden, weil ich mich von all meinen Ketten gelöst habe. Ich habe sowohl den Schmerz, wie auch die Trauer willkommen geheissen und sie in meine Geschichte mit einfliessen lassen. Seite für Seite ist ein Werk entstanden, das die Geschichte der Heilung, der Hoffnung und der Liebe erzählt.

Auf diesen einst leeren Seiten habe ich mich selbst wieder gefunden. 

Mir hat es unheimlich geholfen dieses Buch zu schreiben, weil ich mich zum ersten Mal mit all den Dingen beschäftigt habe, die meine Seele gequält haben. Ich habe sie beim Namen genannt und ihnen dadurch dieses furchteinflössende Etwas genommen. Stück für Stück habe ich all die gebrochenen Teile zusammengefügt und habe zu mir selbst zurückgefunden. 

Dieses Buch soll Menschen verbinden und sowohl Kraft wie auch Trost spenden. 

Heute stehe ich an der Spitze meines Lebens und halte das Glück in den Händen. Denn obwohl ich tief gefallen bin, bin ich noch höher geflogen und dafür bin ich zutiefst dankbar. Es war ein Prozess, in dem ich vieles über mich selbst gelernt habe. Aber vor allem, habe ich gelernt, mich selbst zu lieben. Mit all den Schattierungen und all den dunklen Facetten. Aber ich will mehr. Nicht für mich, sondern für all die gebrochenen Seelen da draussen. Ich war noch nie egoistisch veranlagt, aber nach dem, was ich erlebt habe, noch weniger. Und deshalb teile ich meine Geschichte mit jedem einzelnen von euch. Denn gemeinsam können wir etwas erreichen. 

Ich schreibe es in den Himmel und schreie es von den Dächern dieser Welt. 

Seid aufmerksam. Schenkt Liebe. Hört zu. Seid mutig. Sucht euch Hilfe. Lernt euch selbst zu lieben. Liebt andere. Steht füreinander ein. Aber vor allem, setzt euch für diejenigen unter euch ein, die schwächer und zerbrechlicher sind. Lasst nicht zu, dass sie am Druck unserer Gesellschaft zerbrechen. Denn gemeinsam sind wir stark. Und vergesst nicht: REDEN KANN LEBEN RETTEN

Für eine Welt mit mehr Achtsamkeit und Nächstenliebe. Für ein Leben voller Selbstliebe. 

Invictus – für immer vermisst (Klappentext)

Wenn deine Seele schwarz ist wie die Nacht, dann weisst du, dass du in der Dunkelheit zu Hause bist.

Ich wurde vom Leben gebrochen und ich wurde verraten. Das, was einmal mein sicherer Hafen war, ist heute meine persönliche Hölle. Der Tod meines Vaters hat mich der Einsamkeit in die Arme getrieben und als ich dachte, ich wäre für immer verloren, habe ich dich getroffen. 

Mein Licht. Mein Leben. Meine Liebe.

James Morrison Forth. Der Mann mit den eisblauen Augen. 

Ich bin ein Sklave der Dunkelheit. Gefangen und auf ewig verloren. Meine Seele verborgen hinter den Mauern, die ich zu meinem Schutz errichtet habe. Gebrandmarkt von einem alles vernichtenden Schwarz habe ich aufgehört zu leben. Bis du kamst. 

Mein Gegenstück. Mein Herz. Meine Seelenverwandte. 

Alice de Luca. Die Frau, die ihre Hoffnung wie eine Rüstung trägt.

Überraschung – das dritte Kind

Ich hatte mit der Familienplanung abgeschlossen. Dann die Überraschung – das ungeplante dritte Kind.

[bigletter custom_class=””]Das Thema “Kinder kriegen” ist ein sehr sensibles. Bei den einen klappts auf Anhieb, andere müssen für ihr Glück kämpfen. Und dann gibt es auch diejenigen, die ungeplanten Nachwuchs erwarten. Ich hatte mit der Familienplanung abgeschlossen und war mit tollem Ehemann und zwei süssen Kindern total happy. Der positive Schwangerschaftstest kam erst mal einer Katastrophe gleich. Das dritte Kind![/bigletter]

Schahaaatz, kannst du die Kinder vor die Glotze setzen und kommst mal hoch ins Schlafzimmer?!

Es hat keine 15 Sekunden gedauert, bis mein Mann an einem Sonntag das Mickey-Maus-Wunderhaus anschmiss und mit zwei Treppenstufen auf einmal zacki zacki bei mir ankam. Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Das Resultat des “Mittagsschläfchens” von Mama und Papa ist ein kleiner Wonneproppen und fast vier Monate alt. Sie ist die fünfte im Bunde und macht unsere Familie perfekt. Das meine ich wirklich aus vollem Herzen. 

Jenes ist mir allerdings nach dem positiven Test im letzten Sommer erst mal ordentlich in die Hose gerutscht.

Eigentlich hätten mein Mann und ich nicht überrascht sein dürfen, denn im “Aufpassen” sind wir genauso schlecht wie im rückwärts einparken. Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, ich sei über die doch sehr eindeutigen zwei Striche überglücklich gewesen. Geheult habe ich, denn ein drittes Kind wollte ich zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht. Mein Mann, selbst ein Kind Nr. 3, konnte sich das schon sehr gut vorstellen. Für ihn stehen die Kinder an erster Stelle und eigentlich müsste ich ihm deshalb zu jedem Vatertag einen Pokal überreichen. Aber letztendlich ist es doch die Mutti, die am Ende des Tages einen fetten Fresskorb verdient, weil sie Kinder, Haushalt und Arbeit managt. Ich hatte gerade mal die Probezeit im neuen Job hinter mich gebracht, wir hatten mehrere Baustellen am Haus und eben auch zwei Kiddies, die so lebhaft sind wie Spongebob und Patrick auf Koks.

“et kütt wie et kütt”

Vor dem dritten Kind galt bei mir das Kölsche Sprichwort “et kütt wie et kütt”. Das habe ich dann aber schnell abgewandelt in: Kütt halt auch schief gehen. Was, wenn zum Beispiel die Schwangerschaft schief geht? Was, wenn wir als Eltern drei Kindern nicht gerecht werden können? Was, wenn mich drei Kids überfordern oder wenn meine Ehe darunter leidet? Zu viert gehts uns doch prima. Wir sind alle gesund und funktionieren als Familie wunderbar. Ausserdem ist unser Haus für fünf Personen doch viel zu klein. Würde ich mit einem dritten Kind ein unnötiges Risiko eingehen und das alles aufs Spiel setzen?

Heute weiss ich: Wir kriegen das hin. Klar ist es zeitweise stressig und wir müssen uns alle etwas besser organisieren. Auch muss jeder etwas mehr zurückstecken. Aber unsere Kleinste macht unser Glück nicht nur perfekt. Durch sie wird nur noch deutlicher, dass wir uns als Familie aufs Wesentliche konzentrieren: Liebe, Vertrauen, Geborgenheit und Rücksichtnahme.

Tatsächlich funktioniert “et kütt wie et kütt” auch zu fünft. Die Kinder teilen sich zwei Zimmer und den Polo haben wir gegen einen Siebensitzer eingetauscht. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase fühlt es sich für uns so an, als wäre es in unserer Familie nie anders gewesen. 

Ich bin unglaublich stolz auf meine Ältesten, die ihre kleine Schwester so wunderbar in ihr Herz geschlossen haben. Ich liebe meinen Mann dafür, dass er uns jeden Tag zum Lachen bringt. Und ich bin zuversichtlich, dass unseren “Mittagsschläfchen” erst mal keine weiteren Überraschungen folgen.

Romy Gerber
Romy Gerber

Gib’ mir mein Baby zurück!

Gib`mir mal mein Baby zurück! Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass es vielen Mamas genauso geht und sie ähnliche Ängste und Gefühle haben.

[bigletter custom_class=””]Gib’ mir mein Baby zurück!“ Niemals hätte ich gedacht, solch eine Mutter zu werden. Vor meiner ersten Schwangerschaft glaubte ich daran, ein ganz anderer Typ von Mama zu sein.

Das Fitnessstudio hatte eine kostenlose Kinderbetreuung integriert, worauf ich mich bereits freute. Ich malte mir meinen Berufsstart in der freien Wirtschaft als fast Vollzeitarbeitende aus, deren Kind täglich 8 Stunden in einer Kita betreut wird. Ganz normal eben. Dachte ich. Und genau das ist der Punkt. Ich dachte so und malte mir vieles aus, weil ich noch nicht wusste, was das Muttersein in mir auslöste und wie es sich für mich anfühlen würde.[/bigletter]

Ich spürte plötzlich eine Art Unbehagen

Als mir innerhalb der Verwandtschaft vor der Geburt jemand einen Gefallen erledigte und daraufhin entgegnete: “Dafür bekommen wir aber deine Tochter für ein Wochenende!“, kam in mir ein seltsames Gefühl auf. Ich spürte plötzlich eine Art Unbehagen. Es klang falsch für mich, mein kleines Baby für ein Wochenende 100 km wegzugeben. Auch wenn es Verwandte waren.Es schien mir vor allem absurd, bereits vor der Geburt Termine zu vereinbaren, wo und wann mein Kind sein würde

Jegliche weitere Kommentare dieser Art prallten an mir ab. Mein Gefühl, dass ich mein kleines Baby wohl doch nicht so gern abgeben würde, verstärkte sich.

Als meine Tochter dann zur Welt kam, übermannten mich die Muttergefühle und ich entwickelte mich zu einer ganz anderen Mama wie ich mir selbst vor der Geburt vorstellte. Die Anmeldung in der Kita kurz nach der Geburt klang für mich völlig absurd. Mein kleines zauberhaftes Wesen dort abgeben? Ein Unding. Sie braucht mich doch so sehr.

An dieser Stelle möchte ich gleichzeitig anmerken, dass diese Handhabe jedem selbst überlassen ist, wann und wie viel man sein Kind fremd betreut oder woanders übernachten lässt. Ich verurteile niemanden, der es anders macht. Leben und leben lassen und vor allem soll es jeder so machen wie es der Familie passt!

Länger als 10 Minuten auf dem Arm, war mir zu lange.

Für uns war es jedoch nicht vorstellbar, die Kleine fremdbetreuen zu lassen, geschweige denn am Anfang sogar nur aus den Armen zu geben. Wenn jemand meine Tochter für länger als 10 Minuten auf dem Arm hatte, war das für mich zu lange. Ich wollte, dass man mir mein Baby zurückgab. Und vor allem dann, wenn sie weinte, aber Andere meinten, sie müssten ihr helfen. Auch konnte ich es nicht leiden, wenn mein Baby während Feierlichkeiten von Arm zu Arm wanderte. Wie im Streichelzoo empfand ich das ganze Theater.

Die Vorstellung, sie nach kurzer Zeit bereits für einige Stunden ebenso abzugeben, um mich zu entlasten: Unvorstellbar! Außer natürlich meinem Mann oder meiner eigenen Mama. Beiden überließ ich sie gerne. Hier war es kein Problem. Lieber hätte ich mir gewünscht, dass jemand gesagt hätte: “Geh raus mit deiner Tochter, ich übernehme den Haushalt und gehe einkaufen!“ . Aber die meisten in der Verwandtschaft waren an meiner Tochter interessiert, aber nicht an mir und meinen Gefühlen.

Da ich damals noch Vorlesungen an der Uni besuchte, konnte ich die Kleine mitnehmen oder mein Mann oder meine Mama übernahmen die Betreuung, gesetzt sie hatten Zeit zu meinen Terminen. Die Uni-Kita oder auch andere Verwandte wollte und musste ich somit gar nicht in Anspruch nehmen.

Ich weiß, dass sich viele Eltern wünschen und dankbar sein würden, wenn ihnen das Kind von Großeltern oder Verwandten abgenommen würde oder ihnen Freiheiten geschaffen werden. Für meinen Mann und mich persönlich fühlte es sich einfach nicht richtig an.

Da klar war, dass wir noch weitere Kinder wollen, musste und wollte ich nach meinem Studium Berufserfahrung in der Wirtschaft sammeln. Die Jobzusage kam prompt. Und ich hatte mit den Arbeitsstunden riesen Glück. Trotzdem musste mit dem Einstieg in den Job meine Tochter fremdbetreut werden. Mit meinem Mann und meiner Mama war es nicht mehr stemmbar und so gab ich sie zu einer Tagesmutter. Drei Vormittag zu je 4 Stunden. Den Rest meiner Arbeitszeit sprach ich mit meinem Mann ab.

Es war schwer für mich. Und wir suchten auch lange. Lange nach der passenden Tagesmutter. Einer Tagesmutter, die mir wohl gesonnen war. Eine, die mir vermittelte, mein Kind nicht wegnehmen zu wollen, im Sinne von „Ich verwöhne dein Kind nicht zu sehr, sondern hier herrschen Regeln. Ich spanne dir deine Tochter nicht aus!“

Eine, bei der ich mir sehr wohl fühlte und mein Kind schließlich auch gerne hingab. Letztendlich machte es mir nichts aus, sie dort abzugeben, obwohl sie sogar anfangs dort sehr weinte. Die Tagesmutter gab mir einfach ein gutes Gefühl.

Bei meinem Sohn ist es nun das Gleiche. Ich gebe ihn ungern aus der Hand, trage ihn liebend gerne bei mir.

Natürlich ernte ich dadurch strenge Blicke. Ich weiß auch, dass es einige in der Verwandtschaft nicht sehr begeistert, aber so ist es nun mal. 

Bei meiner Tochter bin ich nunmehr entspannter. Sie kann sich selbst dazu äußern, ob sie etwas möchte oder nicht. Ob sie im Arm gehalten, angefasst oder gestreichelt werden möchte. Sie kann es zeigen und damit fällt es mir auch viel leichter.

Ihr müsst glücklich sein. Nicht die Anderen

Für mich war es immer schwer, zu sagen: “Gib` mir mal mein Baby zurück!“. Die seltsamen Blicke trafen mich bei meiner Tochter noch. Bei meinem Sohn bin ich nun selbstbewusster und bin einfach als Mutter wie ich bin.

Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass es vielen Mamas genauso geht und sie ähnliche Ängste und Gefühle haben. Ihre Sprösslinge ungern aus der Hand geben. Und diese kann ich nur bestärken, dass ihr nichts müsst, was ihr auch nicht wollt. Lebt eure Werte und Prinzipien. Ihr müsst glücklich sein. Nicht die Anderen! Lasst euch zu nichts drängen, handelt nach eurem Gefühl und vor allem nach dem Bedürfnis eurer Kinder.

Natürlich habe ich mich auch schon mal gefragt, ob ich vielleicht etwas übertrieben reagiere. Zum Einen beobachte ich dieses Phänomen jedoch öfter und zum Anderen liegt der Ursprung wohl auch etwas in meiner Vergangenheit. Berufsbedingt musste mich meine Mama von Klein auf leider ganz viel abgegeben und ich habe es gehasst. Es hat mich viele Tränen gekostet. Ein Gefühl, das tatsächlich bis heute in mir verankert ist. Und anstatt mir zu sagen, meine Eltern sind einfach nur arbeiten, sagte man mir, sie hätten keine Zeit für mich, um sich um mich zu kümmern. Eine Aussage, die mir immer wieder schmerzte. Das Herz brach. Weil ich es nicht verstand.

Das Verhältnis zu meinen Eltern ist heute dennoch gut und ich bin froh, dass meine eigene Mama meine Art der Erziehung und Handhabung mit meinen Kindern akzeptiert und zu 100% hinter mir steht. Für sie gehören meine Kinder zu mir und sie drängt bis heute nicht darauf, dass ihre Enkelkinder bei ihr übernachten sollen. Ich glaube zum Einen auch, weil sie es selbst heute anders machen würde als bei mir damals.

Ich möchte, dass meine Kinder selbst entscheiden, wann sie wohin möchten und bis dahin dürfen sie die Nähe ihrer Eltern voll und ganz genießen. Denn Babys müssen doch auch gar nicht abgeben werden, es sei denn man möchte es eben selbst so.

Pflegekinder brauchen euch!

Wir sahen Kinder, denen es in ihren eigenen Familien nicht so gut ging, wie unserem eigenen Nachwuchs. Wir sahen Kinder leiden – nicht weit weg – direkt nebenan, in unmittelbarer Nachbarschaft.

[bigletter custom_class=””]Im Jahr werden über 42.000 Pflegekinder in Deutschland in Obhut genommen. Hinter dieser enormen Zahl stehen dramatische Familienschicksale. Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum Kinder und Jugendliche nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachen können. Manchmal bedarf es eben eine andere Lebensperspektive. Uns wird jedoch verdeutlicht, dass es einen hohen Bedarf an Bereitschaftspflegefamilien geben muss, um in dieser schweren Zeit für diese Kinder da zu sein, sie zu schützen, sie zu fördern und zu umsorgen. 

Dennoch laufen die Mühlen im Hintergrund viel zu langsam. In Sachen Formalitäten und Rechtsprechung. Unsere Gerichte sind schlechtweg überlastet. Zudem kommt das es einfach zu viele Pflegekinder gibt und viel zu wenig Pflegeeltern. Dieses Thema ist so umfangreich und macht mich traurig und nachdenklich zu gleich. Die Liebe Tabea berichtet in ihrem Beitrag über dieses, wie ich finde, sehr interessantes Thema.  

Und ihr könnt helfen! Ihr könnt mit eurer Unterschrift dazu beitragen die Petition, die Tabea ins Leben gerufen hat, zu unterstützen.[/bigletter] 

Tabea: Mein Mann und ich haben drei Kinder – ein Mädchen, zwei Jungs – und immer noch nicht genug. Nein! Keine eigenen Kinder mehr (aller guten Dinge sind doch drei)! Wir beschlossen, fremden Kindern zu helfen. Nachdem uns Spenden an SOS-Kinderdörfer oder Kinderhospize nicht endgültig zufrieden stellten, beschlossen wir, Hilfe in die Tat umzusetzen. Wir empfanden, dass unsere taten gebraucht werden. Schließlich sahen wir Kinder, denen es in ihren eigenen Familien nicht so gut ging, wie unserem eigenen Nachwuchs. Wir sahen Kinder leiden – nicht weit weg – direkt nebenan, in unmittelbarer Nachbarschaft. 

Wir bewarben uns nach langer Zeit des gründlichen Überlegens beim Jugendamt als Bereitschaftspflege-Familie.

Bereitschaftspflege? Was ist das?

Im ersten Gespräch mit dem Jugendamt beschrieb man uns das so: “Ihr seid bereit, Kinder kurzfristig aufzunehmen, die vom Jugendamt in Obhut genommen werden. Sie werden aus ihren Familien geholt, weil es ihnen dort nicht gut geht. Nach etwa drei Monaten ist spätestens geklärt, wo das Kind den Rest seiner Kindheit verbringen wird.” Klingt doch gut! Zusammengerechnet könnte man pro Jahr also vier Kindern direkt zur Seite stehen, sie ein Stück ihres Weges begleiten und somit über eine ungewisse Zeit hinweghelfen. So unser Plan!

Die Umsetzung

Also gingen wir’s an: wir holten uns das Einverständnis unserer Kinder, durchliefen Gespräche mit dem Jugendamt, füllten Fragebögen aus, holten ein Polizeiliches Führungszeugnis und ein ärztliches Attest, dass wir körperlich und psychisch in der Lage sind, fremde Kinder zu betreuen. Unsere Wohnung wurde so hergerichtet, dass ein Kind – immer jünger als unser Jüngster (damit die Geschwister-Konstellation nicht durcheinander kommt und Hierarchien erhalten bleiben) – aufgenommen werden kann. Mehr braucht es eigentlich auch schon nicht. Viele Jugendämter und freie Träger bieten inzwischen einen Kurs an, um zukünftige Bereitschaftspflegeeltern auf diese Aufgabe bestmöglich vorzubereiten. Das finde ich gut, weiß man doch nicht, mit welchem “Rucksack” so ein Kind in der Familie Einzug hält. Innerlich vorbereitet zu sein ist wichtig. 

Und dann… kommt ein Anruf… in unserem Fall ging das unglaublich schnell – 14 Tage nachdem wir das Jugendamt abschließend bei uns hatten.

Hier ist ein Mädchen, 14 Monate alt, augenscheinlich vernachlässigt – geht’s?

Willkommen in unserer Familie

Tja, dann kommt ein Kind… Selten bekommt man mehr Informationen. Oftmals muss man einfach schauen und beobachten. Ein Kind kommt – weg vom vertrauten Zuhause – weg von vertrauten Personen – weg von vertrauten Geräuschen, Gerüchen…

Zuerst nur willkommen heißen. Besser weniger als mehr. Das Kind sucht sich einen “Anker” bei uns – nicht selten eines unserer Kinder. Ist derjenige da, heißt es Sicherheit! In Ruhe ankommen, traurig sein dürfen, Angst haben dürfen, aber auch getröstet werden, respektiert werden…

Nach einigen Tagen relativiert sich das. Das Kind wächst in die Situation hinein, kommt an. Es erfährt (vielleicht das erste Mal in seinem Leben) Tagesstruktur und Aufmerksamkeit. 

Und nach drei Monaten?

Nach den drei Monaten läuft meist alles wie am Schnürchen – man hat sich kennengelernt. Aufstehen, Anziehen, Essen, Termine (regelmäßige begleitete Besuchskontakte mit den leiblichen Eltern, Arzttermine, Therapien…), Körperpflege, Einschlafen – es läuft! Und es ist nicht zu Ende! Weit gefehlt! In den seltensten Fällen ist so zügig geklärt, wie es mit dem Kind weitergeht. Es haben viele Seiten mitzutragen, mitzuentscheiden…

Der zuständige Sachbearbeiter im Jugendamt, die Eltern, eventuell ein Familiengericht, ein bestellter Gutachter (der, vom Familienrichter angeordnet, prüfen soll, ob die leiblichen Eltern überhaupt erziehungsfähig sind), Ärzte, Therapeuten… Das zieht sich in die Länge. Gehen wir davon aus, ein Jugendamtsmitarbeiter hat allein 70 Familien zu betreuen, ein Familienrichter 80 Fallakten auf seinem Tisch… Wo bleibt die Zeit, das einzelne Kind, dessen Geschichte, dessen Wünsche und Sorgen, dessen Rechte und Ansprüche zu betrachten? 

Das Ende

Nach sechs bis neun Monaten bei uns hat das Kind ein neues Zuhause bekommen. Alles bei uns ist jetzt das Normale, das Alltägliche – wir sind seine Familie. 

Und so verlebt man gemeinsam: Winter, Karneval, Frühling, Ostern, Sommer, Urlaub, Geburtstage, Herbst, St.-Martins-Singen, Winter, Weihnachten… Und dann wieder von vorn! Ja, tatsächlich! Bis die Perspektive geklärt ist, vergeht meistens MINDESTENS ein ganzes Jahr und manchmal sogar noch länger! 

Dann erst ist geklärt: Zurück zu den Eltern? In eine Dauerpflege-Familie? Oder in eine andere Wohnform (Heim, Wohngruppen)?

Weiß man das, beginnt eine “Überleitung”, eine “Anbahnung” – also langsam Abschied nehmen. Das Kind wird (auf jeden Fall zum zweiten Mal in seinem Leben) eine Trennung verkraften müssen. Das ist unglaublich belastend für ein Kind! Und auch für uns als Bereitschaftspflege-Familie, das will ich nicht leugnen! Es ist Trauerarbeit! Wir versuchen, ganz bewusst als Familie Abschied zu nehmen – nicht mehr festhalten, gehen lassen – aber auch noch einmal was richtig Schönes gemeinsam machen zum Abschluss (sei es Eis essen, Spielplatz besuchen… je nachdem, was das Kind auch wirklich gerne mag). Als Familie geben wir ein Fotobuch mit Erinnerungen ins neue Zuhause, ein Segensspruch, die Noten unseres “ultimativen Pflegekind-Gute-Nacht-Liedes”. Wir suchen zusammen, was wir gerne mitgeben möchten – einerseits, um uns den Abschied und andererseits, um dem Kind das Einleben mit bekannten und geliebten Sachen zu erleichtern. 

Geht ein Kind in seine neue Zukunft, braucht jeder in unserer Familie meist erst ein paar Minuten nur für sich – zum Weinen, Durchatmen, Nachdenken.

Wir handhaben es als Familie bewusst so, dass wir nicht direkt ein neues Kind aufnehmen, sondern “Urlaub als Kernfamilie” machen – wir benötigen neue Kraft, innere (Familien-)Stärke. Erst dann sind wir bereit, einem neuen Kind mit seinen Ansprüchen gerecht zu werden. So haben wir nun schon sieben Kinder in fünf Jahren begleiten dürfen auf ihrem Stück Lebensweg. Zwei davon gaben wir in eine Dauerpflegefamilie (hier zogen sich die Verfahren bis zu einem Jahr und länger), zwei gingen zurück zu den Eltern, zwei kamen in eine Wohngruppe und unser siebter Zwerg ist gerade noch auf seinem Weg… Wer weiß, wie lange, wer weiß, wohin?!

Ich kann es ja nicht ändern!

Das Kind hat keine Möglichkeit, in diesen Prozess der Klärung einzugreifen. Auch wir als Familie können Nichts ändern! Wir haben keinerlei Einfluss und Befugnisse…

Aber das hat mich nicht zufrieden gestellt! Es geht doch um Kinder! Um deren Wohl! Und damit um das Wohl unserer Gesellschaft! 

Ich möchte etwas ändern! Und so habe ich eine Petition ins Leben gerufen. An zwei Stellen muss zuerst angesetzt werden – an der Mitarbeiterzahl in Ämtern und Gerichten. Es geht nicht, dass ein Jugendamtsmitarbeiter noch nicht einmal die Kinder kennt, die er betreut, weil er einfach keine Zeit hat für einen Besuch. Es geht nicht, dass ein erster Verhandlungstermin bei Gericht erst nach einem halben Jahr frei ist, weil der Richter auch nur seine Akten abarbeiten kann. 

Kommt zu einem Mitarbeiter, der 80 Fälle hat, nur ein Mitarbeiter dazu, haben beide “nur” noch 40 – da kann man dann schon mal aus dem “Fall” einen “Justus”, eine “Sophie” oder eine “Familie Kunze” machen. 

Damit wäre ein Anfang gemacht! 

Und dann kann man weitersehen, weitergehen…

Jeder Einzelne kann etwas tun – und das heißt noch nicht einmal: Werdet jetzt alle (Bereitschafts-)Pflegeeltern! Davon werden natürlich überall händeringend liebe Menschen gesucht – fühlt Euch gerne berufen! Einfacher geht es auch: um eine Petition zu unterschreiben, muss man noch nicht einmal volljährig sein – nur seine Meinung äußern können. Nur Mut! Kinder brauchen eine Stimme – je mehr Stimmen, umso lauter wird’s! Ich war vor einigen Wochen auf einer Fridays-for-future-Demo in Berlin. Das war wortwörtlich laut!  Setzt Euch für Natur-, Tier- UND Kinderschutz ein! Seid laut, helft mit! Die Kinder werden es Euch danken!

Hebamme mit Leib und Seele

Eine Hebamme die euch zur seite steht, die einfach nur da ist, zuhört, akzeptiert, respektiert und gemeinsam mit Euch diesen aufregenden Weg, des Eltern werden und Eltern sein, geht.

[bigletter custom_class=””]Ich bin Mone. 28 Jahre alt. & seit 6 Jahren Hebamme. Offensichtlich keine ‘typische’ Hebamme, denn sobald ich irgendwo sage, was ich beruflich mache, ist oft die erste Reaktion: DU bist Hebamme? Ja, ich bin Hebamme.

Eine Hebamme mit Leib & Seele, aber vor allem auch mit Privatleben.Ich bin weder Hebamme geworden um die Welt zu verändern, noch um Schwangeren und werdenden Eltern vorzugeben, was das Beste für sie sei.[/bigletter]

Ich bin Hebamme geworden, um Frauen und Familien während der wohl größten Lebensveränderung zu begleiten. Um ihnen einen Anker zu bieten, wenn sie mal wieder das Gefühl haben davon zu rudern, im Trubel des Alltags und einer Gesellschaft die mehr fordert als gibt und mehr urteilt als toleriert.

Meine Aufgaben…

ist es, Frauen und Familien auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen und individuell auf ihre Bedürfnisse einzugehen – a u c h, wenn das in der Realität oft bedeutet, dass man gegensätzlich zu ‘WHO Empfehlungen’ oder so mancher ‘Stillrichtlinie’ arbeitet.

Dies tue ich nicht, weil ich die WHO Empfehlungen oder Stillrichtlinien doof finde, im Gegenteil, dies tue ich einzig und alleine im Interesse von Mutter und Kind.

[pullquote align=”right” style=”style4″ width=”381″ size=”14″ line_height=”18″ bg_color=”#ffffff” txt_color=”#222222″][blockquote custom_class=”” txt_color=”#222222″ size=”25″ line_height=”32″]An erster stelle steht das Interesse von Mutter und Kind[/blockquote][/pullquote]

Ich weiß, meine Angriffsfläche, gerade für manche Kolleginnen, ist bei dieser Einstellung ziemlich groß, aber gerne diene ich als Angriffspunkt, wenn ich wenigstens einer einzigen Frau da draußen damit das Gefühl geben kann, dass sie sich, egal wie und für was sie sich entschieden hat, damit niemals schlecht fühlen muss.

Schon zu Beginn meiner Ausbildung, vor neun Jahren, hat meine damalige Dozentin immer wieder gepredigt, dass wir Hebammen uns für die Frauen einsetzen und hinter sie stellen müssen – und nichts anderes tue ich.

Warum ich während der World Breastfeeding Week nicht explizit das Stillen anpreise? – weil es völlig ausreicht, dass dies bereits die Gesellschaft macht – & das unzählige Frauen da draußen eine ganze Woche lang provokant darauf hingewiesen werden: Stillen – der beste Start ins Leben.. 

Der beste Start ins Leben..

ist in meinen Augen der, mit einer gesunden und möglichst glücklichen Mama. Unabhängig von der Ernährung. Unabhängig vom Kinderwagenmodell und unabhängig davon, ob man einen Schnuller gibt oder auf Grund einer möglichen Saugverwirrung eben darauf verzichtet. Manchmal frage ich mich auch, wer hier eigentlich wirklich verwirrt ist. Meist sind es doch viel mehr die frisch gebackenen Eltern, die durch eine Flut an chaotischen und teils unrealistischen Informationen, kaum noch eigene Entscheidungen treffen können. 

Wie viele Frauen möchten nicht stillen oder eben einen Schnuller geben? Selbstverständlich kläre ich immer über a l l e Möglichkeiten und Optionen auf, aber ich sehe mich nicht in der Pflicht einer gestandenen Frau vorzugeben was sie zu tun oder zu lassen hat. Viel mehr muss ich sie in ihrer, für sie richtigen, Entscheidung unterstützen, ihr zur Seite stehen und ihren Weg gemeinsam mit ihr gehen. 

Ich verdiene nicht mehr, wenn 9 von 10 Frauen bei mir stillen und ich schlafe nicht schlechter, weil 9 von 10 Frauen sich dafür entschieden haben, ihrem Baby einen Schnuller zu geben. Aber ich schlafe deutlich besser, wenn ich das Gefühl habe das meine Frauen glücklich und zufrieden sind, sie sich in ihren Entscheidungen respektiert fühlen und am Ende gerne auf ihr Wochenbett zurückblicken.

Und es geht hierbei gar nicht um  m e i n e  eigene Meinung, was ich eines Tages als Mutter für meine Kinder als richtig oder falsch empfinden werde, sondern viel mehr darum, all die Frauen da draußen in ihren Entscheidungen zu unterstützen,  a u c h  wenn meine persönliche Entscheidung eben vielleicht eine ganz andere wäre.

[dropcap custom_class=”bl”]Es geht nicht darum, was ich • die private Mone • als richtig oder falsch empfinde • sondern schlichtweg darum, dass ich als Hebamme die Entscheidung anderer zu respektieren habe.[/dropcap] 

Und allen anderen wünsche ich von Herzen, starke Nerven, Durchhaltevermögen, ruhige Nächte in getrennten Betten, nicht zu wenig Platz im Familienbett, Toleranz beim Stillen in der Öffentlichkeit, erfolgreiche Bäuerchen nach einer Flaschenmahlzeit und eine Hebamme an ihrer Seite, die einfach nur da ist, zuhört, akzeptiert, respektiert und gemeinsam mit Euch diesen aufregenden Weg, des Eltern werden und Eltern sein, geht.

Danke fürs lesen, eure Mone

P.S.: wer auch immer diesen Beitrag gerade gelesen hat und dabei am liebsten wie wild mit dem Kopf geschüttelt hätte und sich fragt, wie ich als Hebamme so etwas schreiben kann und darauf besteht, dass Stillen das Beste für ein Baby sei • ich hoffe Du denkst an meine Worte, wenn du das nächste Mal eine Tüte Chips aufreißt, obwohl doch jeder weiß, dass Obst & Gemüse die viel besseren Nahrungsmittel sind.

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Mone

Freiberufliche Hebamme aus Düsseldorf

Meine Traumgeburt

Ich habe festgestellt, dass das Thema Geburt vielen Frauen Angst einflösst und die Geburt gar nicht mehr als etwas Natürliches gesehen wird.

[bigletter custom_class=””]Warum hört man fast ausschließlich Horror Stories von Geburten? Wie soll sich eine Schwangere denn so positiv auf die Geburt ihres Babys einstellen?

Auch in meiner Schwangerschaft habe ich wirklich, bis auf eine einzige  Freundin, nur gruselige Geschichten über Wehen und den Geburtsverlauf gehört. 

Ich habe festgestellt, dass das Thema Geburt vielen Frauen Angst einflösst und die Geburt gar nicht mehr als etwas Natürliches gesehen wird.

Das hat mir nicht wirklich Mut gemacht, aber ich hatte ein tiefes inneres Gefühl in mir, dass mir sagte, dass es auch anders gehen kann. Und so habe ich recherchiert und ausprobiert, was mir in meiner Schwangerschaft gut tut und was mir für den großen Tag helfen könnte.

Ich erzähle Dir heute vom Tag der Geburt meiner Tochter Suri und was mir geholfen hat, mich optimal auf eine natürliche Geburt vorzubereiten. Denn von mir gibt es einen Bericht m(einer) Traumgeburt.[/bigletter]

Der große Tag

Am Dienstag Morgen des 19.9.2017 bin ich mit leichten Rückenschmerzen aufgewacht. Es hat sich angefühlt, als bekomme ich meine Tage, also nicht sonderlich schmerzhaft für mich. Ich war 1 Woche vor ET und Suri ist mein erstes Kind. Daher hab ich mir nicht weiter Gedanken gemacht, dass es sich hier tatsächlich schon um Wehen handeln könnte.

Die Rückenschmerzen zogen sich bis zum frühen Nachmittag. Ich hatte noch eine Behandlung bei meiner Osteopathin und danach habe ich mich hingelegt, um ein wenig zu schlafen. Die Schmerzen waren verflogen.

Am Abend gegen ca. 19:30 Uhr hatte ich plötzlich wieder Rückenschmerzen, diesmal stärker und intensiver. Und – sie kamen wellenartig. Ich war zu diesem Zeitpunkt alleine zu Hause, da mein Mann beim Zahnarzt war.

Plötzlich musste ich auch ständig auf die Toilette rennen. Mein Körper bereitete sich vor und entleerte sich, um es mal so auszudrücken. Und da ist dann auch mein Schleimpropf abgegangen, ein Zeichen, dass die Geburt los geht. Was soll ich sagen, ich war total entspannt. Ich habe meine Doula informiert, dass sie schon mal bescheid wusste und meinen Mann hab ich nicht aus der Behandlung geholt, weil ich super gut erstmal alleine klar kam. 

Ich habe mir Badewasser eingelassen und wollte mir etwas Ruhe in der Wanne gönnen. Pustekuchen, keine 5 Minuten später war ich wieder draußen, weil die Wehen sehr regelmäßig und sehr intensiv kamen und ich  mich im Wasser nicht entspannen konnte.

Mein Gymnastikball war die nächste Zeit mein bester Freund. 

Mein Mann kam um 20:30 Uhr nach Hause und war mehr als überrascht, als ich ihm verkündigte, dass es jetzt los ginge. Etwas geschimpft hatte er, dass ich ihn nicht nach Hause geholt habe. 

Um kurz nach 21:00 Uhr hatte ich Kälteschauer und wir fragten meine Doula, ob das normal sei. Ja, ist es, nur dass man da schon weiter im Geburtsverlauf fortgeschritten ist, was wir nach nur 1,5 Stunden Wehen ja nicht vermutet hatten.

Mein Mann wurde etwas panisch, ich konnte es in seinem Gesicht sehen. Aber er war toll! Hat mir meine Playlist für die Geburt angeschaltet und das Licht gedämmt, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Um ca. 22 Uhr haben wir unsere Doula gebeten zu uns zu kommen, denn die Wellen kamen nun wirklich in kurzen Abständen. Mir ging es aber super gut. Ich war total in meiner Entspannungsphase und habe alles angewandt, was ich, unter anderem in meinen HypnoBirthing Kurs, gelernt hatte.

Als Cyd, unsere Doula, eine halbe Stunde später eintraf, hat sie mir bei den Höhepunkten der Wehen geholfen. Sie gab mir eine Wärmflasche und hat meinen unteren Rücken mit Steinen massiert. Mein Mann hatte im Vorfeld schon spezielle Punkte am Rücken „gedrückt“, um mich zu unterstützen.

Eine Stunde später machten wir uns auf den Weg in die Klinik. Ich hatte das Gefühl, ich möchte jetzt dort sein. 

Die Fahrt war für mich anstrengend. Ich sollte auf den Knien auf der Rückbank sitzen und habe nach hinten aus dem Fenster geschaut. Mein Doula meinte, es sei für den Wehenverlauf besser, jetzt nicht auf meinem Popo zu sitzen.

Knappe 25 Minuten später waren wir endlich in der Klinik angekommen und die Diensthabende Hebamme wurde gerufen. Inzwischen war es 00:30 Uhr und die Hebamme hatte eine leise Ahnung als sie mich sah. Sie lag auch goldrichtig. 

Sie brachte uns gleich in den Geburtsraum und wollte als aller erstes sehen, wie weit mein Muttermund geöffnet ist. Und, Ihr glaubt es nicht, ich war bereits vollständig auf 10 cm geöffnet. Wie bitte? Nach so kurzer Zeit? Die Hebamme war so überrascht, weil ich nach wie vor die Ruhe selbst war, dass sie selbst etwas hektisch wurde und ihre Kollegen rief, damit wir gleich loslegen konnten.

Es hieß also, dass ich bereits bei der nächsten Wehe pressen könne. Auch hier gab es kein Geschrei von mir oder dergleichen, wie ich es aus dem Fernseher kannte. Ich war konzentriert und entspannt und habe versucht zu pressen. 

Die Atmosphäre in der Klink würde übrigens meinen Wünschen angepasst, die ich in meinem Geburtsplan niedergeschrieben hatte. Somit war das Licht gedämmt und meine Musik wurde abgespielt.

Nachdem die Wehenphase zur Öffnung der Muttermunds wirklich sehr schnell verlief, hatte sich die Austreibungsphase etwas gezogen. Man sah das Köpfchen zwar bereits, aber es ist auch immer wieder verschwunden. Trotz allem wurde mir Zeit gelassen, keiner verbreitete Hektik. Natürlich wurden die Herztöne ständig überprüft, damit es der Kleinen auch gut geht.

Leider hatte sich nichts getan, auch nach mehrmaligen Positionswechsel.

Laut meiner Hebamme war es jetzt an der Zeit mich zu unterstützen. Aber, keiner hat hier gegen meinen Willen gehandelt. Ich war zu jeder Zeit selbstbestimmt.

Sie erklärte mir, dass sie mir bei der nächsten Wehe helfen wird, indem sie auf meinen Bauch drückt, wenn das für mich in Ordnung sei. Ich stimmte zu. Gesagt, getan! Und zack, war meine Tochter geboren, nach gerade mal 6,5 Stunden Wehen.

Jetzt war auch klar warum die Austreibungsphase etwas mühsamer war. Suri wollte mit Kopf und Hand gleichzeitig raus, aber die Hand an ihrer Wange war dann doch etwas im Weg – mein kleines Supergirl.

Es kommt aber nicht darauf an, wie lange man braucht sein Kind auf die Welt zu bringen. Ich möchte Euch nur gerne berichten, dass es möglich ist, ein wunderschönes Geburtserlebnis zu haben und man auch wenn es Abweichungen gibt, weiterhin selbstbestimmt sein kann.

Ich finde allerdings, dass eine gute Vorbereitung das A und O ist.

Meine Vorbereitung

Zur Vorbereitung hat mir definitiv am meisten der HypnoBirthing Kurs geholfen. Hier wurden alle Ängste im Vorfeld im Detail besprochen und bis zum Ende der Kurses aufgelöst. Des Weiteren haben wir sehr viele Meditationsübungen gemacht und die Atemtechniken geübt. Ich war am Ende wirklich in der Lage, mich selbstständig in einen Zustand der reinen Entspannung zu versetzen. Wir wurden im Kurs positiv und mental auf die Geburt eingestellt.

Was ich auch nicht missen möchte, waren meine Behandlungen bei der Akupunktur- und Osteopathin.

Und Sport ist meiner Meinung nach auch super wichtig. Der Körper einer Frau leistet schließlich Höchstarbeit und einen Marathon würde man auch nicht ohne Vorbereitung bestreiten. Meine Sportarten, die ich bis ein paar Tage vor der Geburt ausgeübt habe, waren Schwangerschaftsyoga- und pilates.

Ihr werdet Euern Weg finden, da bin ich mir ganz sicher.

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Jasmin M.
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Was ist eine Doula?

Macht sie dasselbe wie eine Hebamme oder was sind eigentlich die Aufgaben einer Doula?

[bigletter custom_class=””]Wenn ich von der Geburt meiner Tochter erzähle und dabei meine Doula Cyd erwähne sehe ich schon die Fragezeichen in den Gesichtern, denn viele wissen nicht, was eine Doula eigentlich ist.

Macht sie dasselbe wie eine Hebamme oder was sind eigentlich die Aufgaben einer Doula?

Ich erzähle Euch heute von meinen Erfahrungen und warum die Begleitung für mich so wichtig war.

Kurz zu dem Begriff Doula

Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen und heißt übersetzt so viel wie „Dienerin“ oder auch „Magd“.

Ihre Aufgaben

Eine Doula ist eine nicht-medizinische Helferin im Bereich der Geburtsbegleitung. Sie ersetzt also keine Hebamme oder Arzt! Sie versteht sich als Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbegleiterin und steht einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt emotional und körperlich zur Seite. Sie erhält eine Ausbildung in Kursen, die etwa über ein Jahr gehen. Bestandteil der Ausbildung sind praktische Erfahrungen. 

Sie hat ein sehr gutes Wissen und Bewusstsein der weiblichen Physiologie und arbeitet auf der Grundlage, die Geburt ganz normal und natürlich zu halten.

Eine Doula trifft keine Entscheidungen für diejenigen, die sie betreut, aber sie unterstützt bei der Entscheidungsfindung und bietet hierfür ausreichend Informationen.

Die wichtigste Aufgabe einer Doula ist definitiv die emotionale Unterstützung der werdenden Mutter und ihrem Partner.[/bigletter]

Meine Erfahrungen

Ich habe während meiner Schwangerschaft das erste Mal von einer Doula gehört und auch eine liebevolle Frau empfohlen bekommen. 

Nach dem ersten Gespräch war klar, ich möchte Cyd im meinem Geburtsteam dabei haben.

Wir leben auf Ibiza und ich spreche zwar mittlerweile ganz gut spanisch, aber mein Horrorszenario war, dass ich während des Geburtsprozesses keine spanische Hebamme verstehe und ich wollte nicht erst nach Vokabeln suchen, während ich Wehen habe. Außerdem war ja nicht klar, ob man auch die Hebamme mit im Kreißsaal antrifft, die einen vielleicht im Vorfeld in der Klinik betreut hat. Das kommt ja immer darauf an, wer gerade Dienst hat.

Ich wollte also sicher sein, dass ich meine Bezugsperson, neben meinem Mann, auch während der Geburt an meiner Seite hatte. Warum? Einfach aus dem Grund, dass sie mich und meinen Mann komplett unterstützt hat. Nicht nur während der Schwangerschaft hat sie uns enorm viel Wissen bzgl. Geburtsverlauf, Hilfetechniken etc. geliefert, nein auch während der Geburt war sie stets an unserer Seite und hat darauf geachtet, dass meine Wünsche, die ich in einem Geburtsplan verfasst habe, eingehalten wurde. So konnte mein Mann sich voll auf mich konzentrieren und unsere Doula hat sich im Hintergrund um alles andere gekümmert. Wir waren ein super Team!

Auch die Zeit danach möchte ich nicht missen. Denn auch im Wochenbett stand sie uns noch zur Seite. Vielen Dank Cyd!

Wenn Ihr Euch auch über die Begleitung einer Doula interessiert, informiert euch bitte individuell. So weit ich weiß, darf eine Doula nicht in jeder Klinik mit anwesend sein. Auch die Kosten müssen in den meisten Fällen selbst getragen werden. Und denkt daran, eine Doula ersetzt keine Hebamme oder Arzt!

Ich kann nur für mich sprechen: Für mich war die Unterstützung unserer Doula Gold wert!

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Jasmin M.

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Ist ein Waldkindergarten die bessere Wahl?

„Wenn man genügend spielt, solange man klein ist, trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein ganzes Leben lang schöpfen kann.“ Astrid Lindgren

Wenn man genügend spielt, solange man klein ist, trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein ganzes Leben lang schöpfen kann.

Astrid Lindgren 

[bigletter custom_class=””]Unser Sohn Emil besucht seit 2 Jahren einen Waldkindergarten. Die beste Entscheidung, die wir für ihn treffen konnten. Ich bin selber Erzieherin und habe lange in „normalen“ Kindergärten gearbeitet. Ich war oft am Abend kaputt, die Lautstärke machte mir jeden Tag zu schaffen, viele Kinder auf engen Raum, kleine Außengelände mitten in der Stadt, um nur ein paar Dinge zu nennen, die ich für mein Kind auf keinen Fall wollte. Schnell war mir klar, das Konzept eines Waldkindergartens ist perfekt für uns, frische Luft und Bewegung den ganzen Tag, die Ruhe des Waldes, keine zu kleinen Räume für viel zu viele Kinder, ach ich könnte noch so viel mehr Vorteile aufschreiben. Meine Vorstellung, wie es im Wald ist, hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als bestätigt.[/bigletter]

Wir mussten schon so oft Fragen beantworten über dieses Konzept, Waldkindergarten. Was heißt das eigentlich? Die häufigste Frage ist wohl, sind die Kinder bei jedem Wetter draußen? JA. Da war ich ehrlich gesagt auch am Anfang ziemlich skeptisch. Aber wir haben schon einen sehr heißen Sommer sowie einen sehr kalten Winter mitgemacht und ich muss sagen, jedes Wetter ist für die Kinder so spannend und inspirierend. Bei -8 Grad kann man super auf gefrorenen Pfützen schlittern, im Sommer ist es toll im schattigen Wald und am See und bei Regen, tja, was soll ich sagen, in Pfützen springt wohl jeder gerne mal und dann macht das Matschen erst richtig Spaß.

Natürlich haben die Kinder und Erzieher auch die Möglichkeit in einer warmen Steinhütte unterzukommen, dort gibt es dann ganz „normale” Spiele, Bauklötze und einen Ofen. Aber ich muss sagen, beim Abholen treffe ich Emil doch meistens draußen an, bei Wind und Wetter. 

Zu den verschiedenen Jahreszeiten und den dazugehörigen Witterungen, gibt es tolle Projekte. Emil weiß inzwischen so viel über die Natur, den Wald und auch über die Tiere, die dort leben. Gerade jetzt im Frühling gibt es jeden Tag so viel zu entdecken. Die Kinder haben zum Beispiel mit der Erziehern Nistkästen gebaut. Emil platzte beinahe vor Stolz, als er erzählte, dass wirklich ein Vogel eingezogen ist. Es gibt einen Gärtnertag und Kleingruppen zu den vier Elementen. Im Winter wird auf der Wiese und den Hügeln gerodelt. Schlitten sind immer willkommen 🙂 Was für ein Spaß! Der Herbst bietet so viele Schätze, Emils Taschen sind voll davon. Eicheln, Kastanien usw, er freut sich sehr über jedes gesammelte Stück .

Die Gruppe hat im Wald verschiedene Plätze, die sie ansteuern können. Wo es hingeht, entscheidet die Gruppe morgens am Treffpunktplatz gemeinsam. Der Tagesabschluss ist immer an der Waldhütte. So haben die Kinder Rituale und auch Sicherheit im doch großen Wald. Die Plätze, an denen sich die Kinder aufhalten, werden regelmäßig auf Sicherheit kontrolliert und sind natürlich vom Förster genehmigt. 

Gibt es Spielzeug? Lernen die Kinder dort überhaupt was? Es gibt ja keine Turnhalle, können die Waldkinder eine normale Grundschule besuchen? Essen die alle auf dem Boden? Wie ist das mit dem Klo?

Viele Fragen, die uns immer wieder erreichen. 

Der Wald lädt zum spielen ein. Es gibt so viel zu entdecken, Stöcke, Steine, Erde, mehr brauchen die Kinder nicht. Emil hat beim Spielen so eine große Phantasie, ich staune immer wieder darüber. Z.B. wie wandlungsfähig doch ein einfacher Stock ist und was man alles aus den Naturschätzen basteln kann. Langeweile kommt nicht auf. NIE. Die Kinder machen Prüfungen für verschiedene Werkzeuge, Raspel, Hammer, Säge und Schnitzmesser. Damit wird dann gewerkelt. Da müssen dann einige Regeln eingehalten werden, damit es nicht gefährlich wird. Der Wald ist eine große Turnhalle – klettern, balancieren, der Wald ist perfekt dafür. Die Kinder können eine Regelgrundschule besuchen, sie werden ganz normal vorbereitet, es gibt in meinen Augen keine Nachteile, was die Zukunft in einer normalen Grundschule angeht. Da gibt es auch spannende Forschungen zu. 

Das Frühstück wird gemeinsam im Wald eingenommen. Auf dem Boden. Für meinen Sohn jeden Tag aufs neue ein großes Abenteuer. Wenn es regnet schützt eine Plane die zwischen den Bäumen gespannt werden kann. Das Mittagessen gibt es in der Waldhütte an Tischen. 

Emil geht jeden Tag so gerne in den Waldkindergarten, er kann sich auspowern, spielen und ist wirklich ein ausgeglichenes Kind. Er ist sehr selten krank, Da haben wir Glück. Aufpassen muss man nur wegen Zecken. Jeden Tag absuchen und auf die richtige Kleidung achten. Das ist sowieso sehr wichtig im Wald. Aber wenn man da einige Dinge beachtet, ist es perfekt für die Kinder. 

Am Schluss kläre ich die wohl wichtigste Frage die aufkommt, wo gehen die Kinder auf die Toilette? Auch im Wald. Es gibt einen Pipibaum an jedem Platz und wenn man ein großes Geschäft verrichten muss, wird ein Loch gebuddelt. Für die Kinder Alltag und selbstverständlich. In der Hütte gibt es auch ein Klo und auch fliessend Wasser. 

Oft haben wir den Satz gehört: „Ach für mein Kind wäre ein Waldkindergarten nichts. Das spielt nicht so gerne draussen.“ 

Puh, ja. Ich glaube generell spielt jedes Kind gerne draußen, kommt ja auch drauf an wie man es den Kindern vorlebt. Das Konzept eines Waldkindergarten wäre für jedes Kind toll, da bin ich mir sicher. 

Ich könnte so viel schreiben, über den wundervollen Wald aber am besten ist es, man erlebt diesen Zauber selber. 

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Maike von “Heldin im Chaos”