Überraschung – das dritte Kind

Ich hatte mit der Familienplanung abgeschlossen. Dann die Überraschung – das ungeplante dritte Kind.

[bigletter custom_class=””]Das Thema “Kinder kriegen” ist ein sehr sensibles. Bei den einen klappts auf Anhieb, andere müssen für ihr Glück kämpfen. Und dann gibt es auch diejenigen, die ungeplanten Nachwuchs erwarten. Ich hatte mit der Familienplanung abgeschlossen und war mit tollem Ehemann und zwei süssen Kindern total happy. Der positive Schwangerschaftstest kam erst mal einer Katastrophe gleich. Das dritte Kind![/bigletter]

Schahaaatz, kannst du die Kinder vor die Glotze setzen und kommst mal hoch ins Schlafzimmer?!

Es hat keine 15 Sekunden gedauert, bis mein Mann an einem Sonntag das Mickey-Maus-Wunderhaus anschmiss und mit zwei Treppenstufen auf einmal zacki zacki bei mir ankam. Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Das Resultat des “Mittagsschläfchens” von Mama und Papa ist ein kleiner Wonneproppen und fast vier Monate alt. Sie ist die fünfte im Bunde und macht unsere Familie perfekt. Das meine ich wirklich aus vollem Herzen. 

Jenes ist mir allerdings nach dem positiven Test im letzten Sommer erst mal ordentlich in die Hose gerutscht.

Eigentlich hätten mein Mann und ich nicht überrascht sein dürfen, denn im “Aufpassen” sind wir genauso schlecht wie im rückwärts einparken. Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, ich sei über die doch sehr eindeutigen zwei Striche überglücklich gewesen. Geheult habe ich, denn ein drittes Kind wollte ich zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht. Mein Mann, selbst ein Kind Nr. 3, konnte sich das schon sehr gut vorstellen. Für ihn stehen die Kinder an erster Stelle und eigentlich müsste ich ihm deshalb zu jedem Vatertag einen Pokal überreichen. Aber letztendlich ist es doch die Mutti, die am Ende des Tages einen fetten Fresskorb verdient, weil sie Kinder, Haushalt und Arbeit managt. Ich hatte gerade mal die Probezeit im neuen Job hinter mich gebracht, wir hatten mehrere Baustellen am Haus und eben auch zwei Kiddies, die so lebhaft sind wie Spongebob und Patrick auf Koks.

“et kütt wie et kütt”

Vor dem dritten Kind galt bei mir das Kölsche Sprichwort “et kütt wie et kütt”. Das habe ich dann aber schnell abgewandelt in: Kütt halt auch schief gehen. Was, wenn zum Beispiel die Schwangerschaft schief geht? Was, wenn wir als Eltern drei Kindern nicht gerecht werden können? Was, wenn mich drei Kids überfordern oder wenn meine Ehe darunter leidet? Zu viert gehts uns doch prima. Wir sind alle gesund und funktionieren als Familie wunderbar. Ausserdem ist unser Haus für fünf Personen doch viel zu klein. Würde ich mit einem dritten Kind ein unnötiges Risiko eingehen und das alles aufs Spiel setzen?

Heute weiss ich: Wir kriegen das hin. Klar ist es zeitweise stressig und wir müssen uns alle etwas besser organisieren. Auch muss jeder etwas mehr zurückstecken. Aber unsere Kleinste macht unser Glück nicht nur perfekt. Durch sie wird nur noch deutlicher, dass wir uns als Familie aufs Wesentliche konzentrieren: Liebe, Vertrauen, Geborgenheit und Rücksichtnahme.

Tatsächlich funktioniert “et kütt wie et kütt” auch zu fünft. Die Kinder teilen sich zwei Zimmer und den Polo haben wir gegen einen Siebensitzer eingetauscht. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase fühlt es sich für uns so an, als wäre es in unserer Familie nie anders gewesen. 

Ich bin unglaublich stolz auf meine Ältesten, die ihre kleine Schwester so wunderbar in ihr Herz geschlossen haben. Ich liebe meinen Mann dafür, dass er uns jeden Tag zum Lachen bringt. Und ich bin zuversichtlich, dass unseren “Mittagsschläfchen” erst mal keine weiteren Überraschungen folgen.

Romy Gerber
Romy Gerber

Hebamme mit Leib und Seele

Eine Hebamme die euch zur seite steht, die einfach nur da ist, zuhört, akzeptiert, respektiert und gemeinsam mit Euch diesen aufregenden Weg, des Eltern werden und Eltern sein, geht.

[bigletter custom_class=””]Ich bin Mone. 28 Jahre alt. & seit 6 Jahren Hebamme. Offensichtlich keine ‘typische’ Hebamme, denn sobald ich irgendwo sage, was ich beruflich mache, ist oft die erste Reaktion: DU bist Hebamme? Ja, ich bin Hebamme.

Eine Hebamme mit Leib & Seele, aber vor allem auch mit Privatleben.Ich bin weder Hebamme geworden um die Welt zu verändern, noch um Schwangeren und werdenden Eltern vorzugeben, was das Beste für sie sei.[/bigletter]

Ich bin Hebamme geworden, um Frauen und Familien während der wohl größten Lebensveränderung zu begleiten. Um ihnen einen Anker zu bieten, wenn sie mal wieder das Gefühl haben davon zu rudern, im Trubel des Alltags und einer Gesellschaft die mehr fordert als gibt und mehr urteilt als toleriert.

Meine Aufgaben…

ist es, Frauen und Familien auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen und individuell auf ihre Bedürfnisse einzugehen – a u c h, wenn das in der Realität oft bedeutet, dass man gegensätzlich zu ‘WHO Empfehlungen’ oder so mancher ‘Stillrichtlinie’ arbeitet.

Dies tue ich nicht, weil ich die WHO Empfehlungen oder Stillrichtlinien doof finde, im Gegenteil, dies tue ich einzig und alleine im Interesse von Mutter und Kind.

[pullquote align=”right” style=”style4″ width=”381″ size=”14″ line_height=”18″ bg_color=”#ffffff” txt_color=”#222222″][blockquote custom_class=”” txt_color=”#222222″ size=”25″ line_height=”32″]An erster stelle steht das Interesse von Mutter und Kind[/blockquote][/pullquote]

Ich weiß, meine Angriffsfläche, gerade für manche Kolleginnen, ist bei dieser Einstellung ziemlich groß, aber gerne diene ich als Angriffspunkt, wenn ich wenigstens einer einzigen Frau da draußen damit das Gefühl geben kann, dass sie sich, egal wie und für was sie sich entschieden hat, damit niemals schlecht fühlen muss.

Schon zu Beginn meiner Ausbildung, vor neun Jahren, hat meine damalige Dozentin immer wieder gepredigt, dass wir Hebammen uns für die Frauen einsetzen und hinter sie stellen müssen – und nichts anderes tue ich.

Warum ich während der World Breastfeeding Week nicht explizit das Stillen anpreise? – weil es völlig ausreicht, dass dies bereits die Gesellschaft macht – & das unzählige Frauen da draußen eine ganze Woche lang provokant darauf hingewiesen werden: Stillen – der beste Start ins Leben.. 

Der beste Start ins Leben..

ist in meinen Augen der, mit einer gesunden und möglichst glücklichen Mama. Unabhängig von der Ernährung. Unabhängig vom Kinderwagenmodell und unabhängig davon, ob man einen Schnuller gibt oder auf Grund einer möglichen Saugverwirrung eben darauf verzichtet. Manchmal frage ich mich auch, wer hier eigentlich wirklich verwirrt ist. Meist sind es doch viel mehr die frisch gebackenen Eltern, die durch eine Flut an chaotischen und teils unrealistischen Informationen, kaum noch eigene Entscheidungen treffen können. 

Wie viele Frauen möchten nicht stillen oder eben einen Schnuller geben? Selbstverständlich kläre ich immer über a l l e Möglichkeiten und Optionen auf, aber ich sehe mich nicht in der Pflicht einer gestandenen Frau vorzugeben was sie zu tun oder zu lassen hat. Viel mehr muss ich sie in ihrer, für sie richtigen, Entscheidung unterstützen, ihr zur Seite stehen und ihren Weg gemeinsam mit ihr gehen. 

Ich verdiene nicht mehr, wenn 9 von 10 Frauen bei mir stillen und ich schlafe nicht schlechter, weil 9 von 10 Frauen sich dafür entschieden haben, ihrem Baby einen Schnuller zu geben. Aber ich schlafe deutlich besser, wenn ich das Gefühl habe das meine Frauen glücklich und zufrieden sind, sie sich in ihren Entscheidungen respektiert fühlen und am Ende gerne auf ihr Wochenbett zurückblicken.

Und es geht hierbei gar nicht um  m e i n e  eigene Meinung, was ich eines Tages als Mutter für meine Kinder als richtig oder falsch empfinden werde, sondern viel mehr darum, all die Frauen da draußen in ihren Entscheidungen zu unterstützen,  a u c h  wenn meine persönliche Entscheidung eben vielleicht eine ganz andere wäre.

[dropcap custom_class=”bl”]Es geht nicht darum, was ich • die private Mone • als richtig oder falsch empfinde • sondern schlichtweg darum, dass ich als Hebamme die Entscheidung anderer zu respektieren habe.[/dropcap] 

Und allen anderen wünsche ich von Herzen, starke Nerven, Durchhaltevermögen, ruhige Nächte in getrennten Betten, nicht zu wenig Platz im Familienbett, Toleranz beim Stillen in der Öffentlichkeit, erfolgreiche Bäuerchen nach einer Flaschenmahlzeit und eine Hebamme an ihrer Seite, die einfach nur da ist, zuhört, akzeptiert, respektiert und gemeinsam mit Euch diesen aufregenden Weg, des Eltern werden und Eltern sein, geht.

Danke fürs lesen, eure Mone

P.S.: wer auch immer diesen Beitrag gerade gelesen hat und dabei am liebsten wie wild mit dem Kopf geschüttelt hätte und sich fragt, wie ich als Hebamme so etwas schreiben kann und darauf besteht, dass Stillen das Beste für ein Baby sei • ich hoffe Du denkst an meine Worte, wenn du das nächste Mal eine Tüte Chips aufreißt, obwohl doch jeder weiß, dass Obst & Gemüse die viel besseren Nahrungsmittel sind.

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Mone

Freiberufliche Hebamme aus Düsseldorf

INKONTINENZ NACH DER GEBURT

Inkontinent werde ich sein, wenn ich alt bin! Pustekuchen, wenn es nach dieser Aussage geht, bin ich sehr alt, also unglaublich alt…

[bigletter custom_class=””]Und mal wieder kommt hier heute ein Thema auf den Tisch worüber jeder stillschweigt. Inkontinenz nach der Geburt. Jetzt mal Hand aufs Herz ihr Muttis, wer besteht eine Runde Trampolin springen kurz nach der Geburt, ohne nass zu werden? Also ich strecke meine Hand selbst nach 10 Monaten noch nach oben. Ich gehöre leider zu den Frauen die sich vor lachen in die Hose pinkeln. Somit bekommt dieser vermeintlich lustige Satz einen bitteren Beigeschmack. Denn schön ist es schon länger nicht mehr. Bei jedem Husten, Lachen, Niesen alles anzuspannen was die Vagina herhält. Und trotzdem kann es sein, das ein paar Tropfen in die Hose gehen.

Bist Du noch ganz dicht oder tropfst Du schon?

Mit diesem Problem bin ich als Mutter nicht allein. Manche Frauen verlieren bereits während der Schwangerschaft ungewollt Urin. Viele Frauen leiden stumm. Wer eine Blasenschwäche hat, möchte darüber nicht reden. Sie ist den meisten peinlich. Ich traute mich eben so wenig darüber zu sprechen. Ich dachte ich wäre so ziemlich die einzige die in meinem Umfeld damit zu kämpfen hat. Doch dann erzählte ich meinen Mädels davon und siehe da, selbst eine meiner Freundinnen ist betroffen. Als sie mir ihre Geschichte erzählte musste ich zwar laut lachen aber ab da an wusste ich, das es ein Thema ist was man nicht einfach so tot schweigen sollte. Lest selbst und traut euch über das Thema zu sprechen denn ihr seid nicht alleine! Vielen Dank vorab liebe Judith für deinen wirklich mutigen Beitrag [/bigletter]

Inkontinent werde ich sein, wenn ich alt bin!

Pustekuchen, wenn es nach dieser Aussage geht, bin ich sehr alt, also unglaublich alt, vermutlich der älteste Mensch der Welt.

Mein Name ist Judith, ich bin 31 Jahre alt, Mutter eines 2;8 Jahre alten Jungen und mein Beckenboden gleicht einem labbrigen Toast.

Ich sehe mich noch genau mit meinem Kind in der Spielgruppe, gerade noch pünktlich angekommen, berichteten andere Mütter „Ja, bei uns war es heute auch knapp, wir waren gerade angezogen und startklar, da musste ich der kleinen noch eine neue Windel machen, immer das Gleiche“. Ich dachte an unseren Vormittag, wie wir duschten, frühstückten, uns fertig machten und kurz vor Abfahrt nicht mein Sohn eine neue Hose brauchte, sondern ich ….

Peinlich aber wahr, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich doch so fleißig im Rückbildungskurs mit meinen Schamlippen geklatscht habe. Vergebene Müh! Natürlich passiert es nicht täglich, dass ich mir, im wahrsten Sinne des Wortes, in die Hose mache, aber es passiert meist dann, wenn man es nicht gebrauchen kann.


Mein erster Geburtstag als Mutter

So erinnere ich mich noch gut an meinen 29. Geburtstag. Mein erster Geburtstag als Mutter. Meine Freundinnen entführten mich zu einem tollen Mädelspartyabend auf ein Schiff. Ich fühlte mich super, endlich nochmal ein Abend nur für mich, weg von meinen Männern, mit guter Musik, 12 feierwütigen Freundinnen und viel Alkohol. Es kam wie es kommen musste, ich trank und trank und musste niesen….

Da stand ich nun, mitten auf der Tanzfläche,  angetrunken und eingenässt, umringt von meinen Freundinnen, die diese Situation äußerst amüsant fanden. Es nütze nichts, die Hose musste geföhnt werden oder ich hätte den restlichen Abend sitzend auf einem Stuhl verbringen müssen.  Da letzteres keine Option war, ging ich auf die Damentoilette, zog mich aus und stellte mich „unten ohne“ vor den Handtrockner um meine Hose zu trocknen. Die Schlange an Frauen war lang, alle guckten mich etwas beschämend an. Ich erklärte, dass ich einen kleinen Sohn zu Hause hätte, es mein Geburtstagsabend sei und das ich seit der Geburt mit Inkontinenz zu tun hätte, das wäre nicht schön, aber mein kleiner fröhlicher und gesunder  kleiner Mann wäre dieses Opfer mehr als wert.

Die Frauen klatschten und lachten. Eine sagte: „Toll, dass das mal einer zugibt, klasse!“ , eine andere wollte mir eine Einlage anbieten und eine dritte direkt einen neuen Schlüpfer. Natürlich besuchten auch „Nicht Muttis“ die Toilette und waren etwas pikiert über meine Äußerung und die große Anteilnahme, das störte mich aber nicht, schließlich würde es sie sicher irgendwann auch mal treffen und dann werden sie an diesen Abend zurück denken.


Ich fand es toll, zu wissen, dass Inkontinenz nicht nur mein Problem zu sein scheint.

Seit dem gehe ich ganz offen damit um. Ich habe mir fest vorgenommen nach meiner zweiten Schwangerschaft mehr für meinen Beckenboden zu tun. Auch wenn ich mich nicht dafür schäme, dass mein Sohn „trockener“ ist als ich, ist Inkontinenz doch etwas lästig und für Windeln fühle ich mich dann doch etwas zu jung.

Ob intensiveres Beckenbodentraining hilft, werde ich wohl noch herausfinden. Was hilft, das Problem mit der Inkontinenz mit einem lachenden Auge zu betrachten, ist die Gewissheit, dass es mir nicht alleine so geht. Und wenn man ehrlich ist, wir wurden mit dem besondersten Geschenk belohnt, das man sich wünschen kann, das ist kleine körperliche Einschränkungen allemal wert.

Was soll ich mich über eine nasse Hose ärgern, wenn vor mir mein Lieblingsmensch steht. Jeden Tag meines Lebens macht er so besonders, auch wenn ich für uns beide Wechselkleidung einpacken müsste.

Meine Traumgeburt

Ich habe festgestellt, dass das Thema Geburt vielen Frauen Angst einflösst und die Geburt gar nicht mehr als etwas Natürliches gesehen wird.

[bigletter custom_class=””]Warum hört man fast ausschließlich Horror Stories von Geburten? Wie soll sich eine Schwangere denn so positiv auf die Geburt ihres Babys einstellen?

Auch in meiner Schwangerschaft habe ich wirklich, bis auf eine einzige  Freundin, nur gruselige Geschichten über Wehen und den Geburtsverlauf gehört. 

Ich habe festgestellt, dass das Thema Geburt vielen Frauen Angst einflösst und die Geburt gar nicht mehr als etwas Natürliches gesehen wird.

Das hat mir nicht wirklich Mut gemacht, aber ich hatte ein tiefes inneres Gefühl in mir, dass mir sagte, dass es auch anders gehen kann. Und so habe ich recherchiert und ausprobiert, was mir in meiner Schwangerschaft gut tut und was mir für den großen Tag helfen könnte.

Ich erzähle Dir heute vom Tag der Geburt meiner Tochter Suri und was mir geholfen hat, mich optimal auf eine natürliche Geburt vorzubereiten. Denn von mir gibt es einen Bericht m(einer) Traumgeburt.[/bigletter]

Der große Tag

Am Dienstag Morgen des 19.9.2017 bin ich mit leichten Rückenschmerzen aufgewacht. Es hat sich angefühlt, als bekomme ich meine Tage, also nicht sonderlich schmerzhaft für mich. Ich war 1 Woche vor ET und Suri ist mein erstes Kind. Daher hab ich mir nicht weiter Gedanken gemacht, dass es sich hier tatsächlich schon um Wehen handeln könnte.

Die Rückenschmerzen zogen sich bis zum frühen Nachmittag. Ich hatte noch eine Behandlung bei meiner Osteopathin und danach habe ich mich hingelegt, um ein wenig zu schlafen. Die Schmerzen waren verflogen.

Am Abend gegen ca. 19:30 Uhr hatte ich plötzlich wieder Rückenschmerzen, diesmal stärker und intensiver. Und – sie kamen wellenartig. Ich war zu diesem Zeitpunkt alleine zu Hause, da mein Mann beim Zahnarzt war.

Plötzlich musste ich auch ständig auf die Toilette rennen. Mein Körper bereitete sich vor und entleerte sich, um es mal so auszudrücken. Und da ist dann auch mein Schleimpropf abgegangen, ein Zeichen, dass die Geburt los geht. Was soll ich sagen, ich war total entspannt. Ich habe meine Doula informiert, dass sie schon mal bescheid wusste und meinen Mann hab ich nicht aus der Behandlung geholt, weil ich super gut erstmal alleine klar kam. 

Ich habe mir Badewasser eingelassen und wollte mir etwas Ruhe in der Wanne gönnen. Pustekuchen, keine 5 Minuten später war ich wieder draußen, weil die Wehen sehr regelmäßig und sehr intensiv kamen und ich  mich im Wasser nicht entspannen konnte.

Mein Gymnastikball war die nächste Zeit mein bester Freund. 

Mein Mann kam um 20:30 Uhr nach Hause und war mehr als überrascht, als ich ihm verkündigte, dass es jetzt los ginge. Etwas geschimpft hatte er, dass ich ihn nicht nach Hause geholt habe. 

Um kurz nach 21:00 Uhr hatte ich Kälteschauer und wir fragten meine Doula, ob das normal sei. Ja, ist es, nur dass man da schon weiter im Geburtsverlauf fortgeschritten ist, was wir nach nur 1,5 Stunden Wehen ja nicht vermutet hatten.

Mein Mann wurde etwas panisch, ich konnte es in seinem Gesicht sehen. Aber er war toll! Hat mir meine Playlist für die Geburt angeschaltet und das Licht gedämmt, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Um ca. 22 Uhr haben wir unsere Doula gebeten zu uns zu kommen, denn die Wellen kamen nun wirklich in kurzen Abständen. Mir ging es aber super gut. Ich war total in meiner Entspannungsphase und habe alles angewandt, was ich, unter anderem in meinen HypnoBirthing Kurs, gelernt hatte.

Als Cyd, unsere Doula, eine halbe Stunde später eintraf, hat sie mir bei den Höhepunkten der Wehen geholfen. Sie gab mir eine Wärmflasche und hat meinen unteren Rücken mit Steinen massiert. Mein Mann hatte im Vorfeld schon spezielle Punkte am Rücken „gedrückt“, um mich zu unterstützen.

Eine Stunde später machten wir uns auf den Weg in die Klinik. Ich hatte das Gefühl, ich möchte jetzt dort sein. 

Die Fahrt war für mich anstrengend. Ich sollte auf den Knien auf der Rückbank sitzen und habe nach hinten aus dem Fenster geschaut. Mein Doula meinte, es sei für den Wehenverlauf besser, jetzt nicht auf meinem Popo zu sitzen.

Knappe 25 Minuten später waren wir endlich in der Klinik angekommen und die Diensthabende Hebamme wurde gerufen. Inzwischen war es 00:30 Uhr und die Hebamme hatte eine leise Ahnung als sie mich sah. Sie lag auch goldrichtig. 

Sie brachte uns gleich in den Geburtsraum und wollte als aller erstes sehen, wie weit mein Muttermund geöffnet ist. Und, Ihr glaubt es nicht, ich war bereits vollständig auf 10 cm geöffnet. Wie bitte? Nach so kurzer Zeit? Die Hebamme war so überrascht, weil ich nach wie vor die Ruhe selbst war, dass sie selbst etwas hektisch wurde und ihre Kollegen rief, damit wir gleich loslegen konnten.

Es hieß also, dass ich bereits bei der nächsten Wehe pressen könne. Auch hier gab es kein Geschrei von mir oder dergleichen, wie ich es aus dem Fernseher kannte. Ich war konzentriert und entspannt und habe versucht zu pressen. 

Die Atmosphäre in der Klink würde übrigens meinen Wünschen angepasst, die ich in meinem Geburtsplan niedergeschrieben hatte. Somit war das Licht gedämmt und meine Musik wurde abgespielt.

Nachdem die Wehenphase zur Öffnung der Muttermunds wirklich sehr schnell verlief, hatte sich die Austreibungsphase etwas gezogen. Man sah das Köpfchen zwar bereits, aber es ist auch immer wieder verschwunden. Trotz allem wurde mir Zeit gelassen, keiner verbreitete Hektik. Natürlich wurden die Herztöne ständig überprüft, damit es der Kleinen auch gut geht.

Leider hatte sich nichts getan, auch nach mehrmaligen Positionswechsel.

Laut meiner Hebamme war es jetzt an der Zeit mich zu unterstützen. Aber, keiner hat hier gegen meinen Willen gehandelt. Ich war zu jeder Zeit selbstbestimmt.

Sie erklärte mir, dass sie mir bei der nächsten Wehe helfen wird, indem sie auf meinen Bauch drückt, wenn das für mich in Ordnung sei. Ich stimmte zu. Gesagt, getan! Und zack, war meine Tochter geboren, nach gerade mal 6,5 Stunden Wehen.

Jetzt war auch klar warum die Austreibungsphase etwas mühsamer war. Suri wollte mit Kopf und Hand gleichzeitig raus, aber die Hand an ihrer Wange war dann doch etwas im Weg – mein kleines Supergirl.

Es kommt aber nicht darauf an, wie lange man braucht sein Kind auf die Welt zu bringen. Ich möchte Euch nur gerne berichten, dass es möglich ist, ein wunderschönes Geburtserlebnis zu haben und man auch wenn es Abweichungen gibt, weiterhin selbstbestimmt sein kann.

Ich finde allerdings, dass eine gute Vorbereitung das A und O ist.

Meine Vorbereitung

Zur Vorbereitung hat mir definitiv am meisten der HypnoBirthing Kurs geholfen. Hier wurden alle Ängste im Vorfeld im Detail besprochen und bis zum Ende der Kurses aufgelöst. Des Weiteren haben wir sehr viele Meditationsübungen gemacht und die Atemtechniken geübt. Ich war am Ende wirklich in der Lage, mich selbstständig in einen Zustand der reinen Entspannung zu versetzen. Wir wurden im Kurs positiv und mental auf die Geburt eingestellt.

Was ich auch nicht missen möchte, waren meine Behandlungen bei der Akupunktur- und Osteopathin.

Und Sport ist meiner Meinung nach auch super wichtig. Der Körper einer Frau leistet schließlich Höchstarbeit und einen Marathon würde man auch nicht ohne Vorbereitung bestreiten. Meine Sportarten, die ich bis ein paar Tage vor der Geburt ausgeübt habe, waren Schwangerschaftsyoga- und pilates.

Ihr werdet Euern Weg finden, da bin ich mir ganz sicher.

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Jasmin M.
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Was ist eine Doula?

Macht sie dasselbe wie eine Hebamme oder was sind eigentlich die Aufgaben einer Doula?

[bigletter custom_class=””]Wenn ich von der Geburt meiner Tochter erzähle und dabei meine Doula Cyd erwähne sehe ich schon die Fragezeichen in den Gesichtern, denn viele wissen nicht, was eine Doula eigentlich ist.

Macht sie dasselbe wie eine Hebamme oder was sind eigentlich die Aufgaben einer Doula?

Ich erzähle Euch heute von meinen Erfahrungen und warum die Begleitung für mich so wichtig war.

Kurz zu dem Begriff Doula

Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen und heißt übersetzt so viel wie „Dienerin“ oder auch „Magd“.

Ihre Aufgaben

Eine Doula ist eine nicht-medizinische Helferin im Bereich der Geburtsbegleitung. Sie ersetzt also keine Hebamme oder Arzt! Sie versteht sich als Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbegleiterin und steht einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt emotional und körperlich zur Seite. Sie erhält eine Ausbildung in Kursen, die etwa über ein Jahr gehen. Bestandteil der Ausbildung sind praktische Erfahrungen. 

Sie hat ein sehr gutes Wissen und Bewusstsein der weiblichen Physiologie und arbeitet auf der Grundlage, die Geburt ganz normal und natürlich zu halten.

Eine Doula trifft keine Entscheidungen für diejenigen, die sie betreut, aber sie unterstützt bei der Entscheidungsfindung und bietet hierfür ausreichend Informationen.

Die wichtigste Aufgabe einer Doula ist definitiv die emotionale Unterstützung der werdenden Mutter und ihrem Partner.[/bigletter]

Meine Erfahrungen

Ich habe während meiner Schwangerschaft das erste Mal von einer Doula gehört und auch eine liebevolle Frau empfohlen bekommen. 

Nach dem ersten Gespräch war klar, ich möchte Cyd im meinem Geburtsteam dabei haben.

Wir leben auf Ibiza und ich spreche zwar mittlerweile ganz gut spanisch, aber mein Horrorszenario war, dass ich während des Geburtsprozesses keine spanische Hebamme verstehe und ich wollte nicht erst nach Vokabeln suchen, während ich Wehen habe. Außerdem war ja nicht klar, ob man auch die Hebamme mit im Kreißsaal antrifft, die einen vielleicht im Vorfeld in der Klinik betreut hat. Das kommt ja immer darauf an, wer gerade Dienst hat.

Ich wollte also sicher sein, dass ich meine Bezugsperson, neben meinem Mann, auch während der Geburt an meiner Seite hatte. Warum? Einfach aus dem Grund, dass sie mich und meinen Mann komplett unterstützt hat. Nicht nur während der Schwangerschaft hat sie uns enorm viel Wissen bzgl. Geburtsverlauf, Hilfetechniken etc. geliefert, nein auch während der Geburt war sie stets an unserer Seite und hat darauf geachtet, dass meine Wünsche, die ich in einem Geburtsplan verfasst habe, eingehalten wurde. So konnte mein Mann sich voll auf mich konzentrieren und unsere Doula hat sich im Hintergrund um alles andere gekümmert. Wir waren ein super Team!

Auch die Zeit danach möchte ich nicht missen. Denn auch im Wochenbett stand sie uns noch zur Seite. Vielen Dank Cyd!

Wenn Ihr Euch auch über die Begleitung einer Doula interessiert, informiert euch bitte individuell. So weit ich weiß, darf eine Doula nicht in jeder Klinik mit anwesend sein. Auch die Kosten müssen in den meisten Fällen selbst getragen werden. Und denkt daran, eine Doula ersetzt keine Hebamme oder Arzt!

Ich kann nur für mich sprechen: Für mich war die Unterstützung unserer Doula Gold wert!

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Jasmin M.

Blog: Boho Baby
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Babyblues // Meine Wochenbettdepression

..ich litt an Babyblues. Ich muss euch gestehen, ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt bzw. was das überhaupt ist.

[bigletter custom_class=””]Obwohl Leni unser absolutes Wunschkind war/ist und ich mich unendlich auf sie gefreut habe, wurde ich nach 3 Tagen nach der Geburt plötzlich sehr sehr traurig. Ich wusste nicht was mit mir los war und war irritiert von meinen Gefühlen.

Was ich zu der Zeit noch nicht wusste: ich litt an Baby Blues. Ich muss euch gestehen, ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt bzw. was das überhaupt ist.
Also googelte ich erst mal: Ein vorübergehendes Stimmungstief, betroffene Frauen sind müde, erschöpft, traurig, sensibel, haben Stimmungsschwankungen und sind empfindlich. Hauptverursacher: die Hormone! Das Risiko einen Babyblues zu bekommen wird deutlich erhöht, wenn die Geburt nicht so verlief, wie es sich die Mutter gewünscht/geplant hat.
Lenis Geburt war alles andere als schön und nie so geplant…[/bigletter]
Sie dauerte 60 Stunden, 3 Nächte also ohne jeglichen Schlaf, die Hebammen versagten und ich wurde nicht ernst genommen, mit meinen Schmerzen. Konnte nicht essen und trinken. Schrie wie eine Irre vor Schmerzen und wollte nur, dass jemand mein Baby endlich raus schneidet. Mein Mann schlug dann Alarm, als er dachte ich breche gleich zusammen und es wurde endlich gehandelt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zum Babyblues: meine Hebamme sagte mir, ich habe schon eine Wochenbettdepression. Insgesamt hielt diese Depression 3-4 Wochen an und ich kann euch sagen, ich hatte fürchterliche Gedanken und Versagensängste!

Ich hatte Panik. Panik etwas falsch zu machen…

Ich hatte Panik. Panik etwas falsch zu machen, keine gute Mutter zu sein, schlichtweg zu Versagen! So schlimm, dass ich da saß und weinte, mehrere Stunden und das Tag für Tag, Woche für Woche. Die Angst einen Fehler zu machen war so enorm, dass ich bei allem unsicher war und Angst hatte mein Baby könnte sterben, wegen mir, weil ich etwas falsch mache! Ich erkannte mich selber nicht wieder und war so erschrocken von mir und meinen Gedanken!

Wenn ich es Freunden oder Bekannten sagte, dass ich keinen Besuch möchte, da es mir nicht gut geht und ich viel weine, haben es die meisten nicht verstanden. Ich konnte ihnen auch nicht böse sein, denn ich habe mich ja selber nicht mehr verstanden.
Ich hätte doch glücklich sein müssen, denn ich habe eine wunderschöne und kerngesunde Tochter geboren! Die nächsten 3 Wochen ging ich kaum vor die Türe, es gab keinen Besuch von Freunden oder der Familie (außer meiner Mama), ich konnte einfach nicht. Ich wollte nicht. Ich wollte alleine sein.

Meine Gedanken waren immer wieder in einer Spirale gefangen… Sie drehten sich um mich und ob ich das überhaupt schaffe, ein Leben lang für ein Kind zu sorgen. Diese große Verantwortung machte mich fertig.
Ich weiß bis heute nicht wie ich es durchgestanden hätte ohne meine super tolle Hebamme oder meinen verständnisvollen Ehemann. Ich bin beiden unendlich Dankbar dafür und weiß wie wichtig es ist, so eine “Erkrankung” ernst zu nehmen.


Falls es euch ähnlich geht: es ist ganz wichtig sich jemandem anzuvertrauen und darüber zu sprechen! Fresst es nicht in euch hinein und mach es nicht mit euch selber aus. Redet darüber und versucht auch raus zu gehen, an die frische Luft. Vor allem wenn die Sonne scheint, dass hat mir geholfen.
Was ich euch auch noch raten kann ist: viel Zeit mit eurem Kind zu verbringen, ganz intensiv, dass hilft ungemein für die Bindung zu deinem Kind. Sagt Besuch lieber ab. Das ist unnötiger Stress für dich/euch und falls es nicht besser wird: sprecht mit eurem Arzt darüber!

Meine Depression wurde langsam besser, sie war nicht von jetzt auf gleich weg, es war ein schleichender Prozess.
Das Trauma von meiner Geburt allerdings zu verarbeiten, hat über 6 Monate gedauert…

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Nadine “my_leni_loulove”

Vom rosa Elefanten – oder wie es zum Kaiserschnitt kam – Teil 1

…die zweite Schwangerschaft war eher wie ein Marathonlauf – nur ohne Zuschauer, die einen 42 km, äh 42 Wochen, eifrig anfeuern würden.

[bigletter custom_class=””]Meine zweite Schwangerschaft war eigentlich ein Traum, denn ich bekam sie in den ersten Monaten gar nicht richtig mit. Zu sehr war ich mit unserem ersten Sohn, bald drei Jahre alt, beschäftigt, der noch nicht in den Kindergarten ging und auf Grund seiner „Sturm- und Drangphase“ (ohne Mittagschlaf!) den ganzen Tag von früh bis abends beschäftigt werden wollte. Nur selten konnte ich meinen Gedanken nachhängen, mir über den Bauch streicheln und Kontakt zu meinem zweiten Baby aufnehmen. Ich hatte einfach keine Zeit mich richtig zu freuen, gespannt zu sein, jedem Arzttermin gespannt entgegen zu fiebern, Erinnerungszeilen in ein Buch zu schreiben oder Bauchfotos zu schießen… Habe ich die erste Schwangerschaft wie wahrscheinlich viele viel mehr genossen und auch zelebriert, ja, wurde ich sogar viel mehr umsorgt wie in einem Wellnessurlaub, stellte sich die zweite Schwangerschaft eher wie ein Marathonlauf dar – nur ohne Zuschauer, die einen 42 km, äh 42 Wochen, eifrig anfeuern würden. Besonders, als es gegen Ende doch noch beschwerlich wurde ob einer bleiernen Müdigkeit und dem wachsenden Bauch, habe ich mir doch das ein oder andere Mal diese Fürsorge von allen Seiten gewünscht, die in der ersten Schwangerschaft irgendwann manchmal nervte, weil sie zu viel des Guten war. Und dann waren es nur noch 10 Wochen bis zum errechneten Termin…[/bigletter]

Meine Frauenärztin erwähnte bei einem der letzten Termine ganz beiläufig, dass „er sich noch nicht gedreht“ hätte, aber „die im Marienhospital ja beides“ können. Wohl gemerkt, es war eine beiläufige Bemerkung, denn es hatte sich schon bei den vorherigen Terminen gezeigt, dass der Kleine im Bauch eher bewegungsfaul war und sich meistens in der gleichen Position beim Ultraschallshooting zeigte. Meistens bin ich sogar mit dem Satz aus der Praxis gegangen: „Sorry, leider habe ich heute kein Foto für dich“, denn der Kleine versteckte auch meist sein Gesichtchen. Ich fragte sodann auch eher beiläufig, was es denn heißen würde, wenn er sich gar nicht mehr drehen würde. Meine Frauenärztin, eine sehr empathische, aber auch ehrliche und direkte Person, meinte, dass eine Geburt in Beckenendlage kein Problem sein würde, sie mich dann aber zu gegebener Zeit in die Geburtsklinik für weitere Gespräche überweisen würde. Da war er das erste Mal, der rosa Elefant…

Genau vier Wochen später, zum nächsten Kontrolltermin bei der Frauenärztin, zeigte sich, dass sich der Kleine immer noch nicht gedreht hatte. Wir befanden uns bereits in der 34. Schwangerschaftswoche, so langsam war also Endspurt angesagt. Ich bekam die angekündigte Überweisung für das Krankenhaus, wo ich noch am gleichen Tag einen Termin für eine sogenannte „Risikosprechstunde“ machte.

Am Donnerstag, den 14. Februar, zu Valentinstag, wartete ich im Krankenhausflur neben dem Kreißsaal, wo ich bereits vor fast drei Jahren schon entbunden hatte, auf mein Gespräch mit einer der Ärzte. Nach unendlicher Wartezeit, denn in diesem Krankenhaus werden im Jahr etwa 2.000 Babies geboren und es herrscht quasi mehr oder weniger immer Hochbetrieb, kam die nette Ärztin und klärte mich über die sogenannte Beckenendlage auf. Natürlich hatte ich bis dahin auch schon Dr. Google gewälzt. Ich war sowohl darüber informiert, wie solche Geburten in Steißlage ablaufen könnten, als auch, dass immer häufiger zu Kaiserschnitten geraten wird, weil eine Studie einmal belegt haben wollte, dass Geburten in Beckenendlagen mit einem viel höheren Risiko für Mutter und Kind verbunden seien. Diese Studie hatte auch zur Folge, dass immer weniger Ärzte und Geburtshelfer darin ausgebildet wurden, die speziellen Handgriffe und Besonderheiten für eine Spontangeburt in BEL zu erlernen, sodass es ergo immer weniger Krankenhäuser gibt, in deren Geburtseinrichtungen Spontangeburten in Beckenendlage durchgeführt wurden.

Das Marienhospital in Bonn ist aber noch eines der wenigen Krankenhäuser, wo die Ärzte und Hebammen solche Geburten natürlich begleiten, mit der Betonung, dass es gerade Beckenendlagengeburten seien, bei denen so wenig wie möglich eingegriffen werden würde und im Idealfall alles ganz fließend und von allein gehen würde. Einzig eine PDA würde bereits von vornherein gelegt werden und es würde immer ein OP Team für einen Notkaiserschnitt bereitstehen. Bevor es aber überhaupt zu einer Geburt in BEL kommen könnte, bietet auch dieses Krankenhaus eine äußere Wendung an und zu Hause könne ich versuchen das Kind zur Drehung zu bewegen, in dem ich die „Indische Brücke“ mache oder meine Hebamme nach Akkupunktur und/oder Moxing fragen würde. Ich entschied mich an diesem Tag gegen eine „äußere Wendung“, denn mein Bauchgefühl sagte mir, dass es ja irgendeinen Grund geben würde, warum sich der Kleine in mir noch nicht in die „richtige“ Geburtsposition gedreht hatte und überhaupt:

 Wenn die Beckenendlage doch eigentlich nicht mehr oder weniger Risiken hat als eine Spontangeburt mit dem Kopf voran, warum dann die vorherigen angebotenen Versuche das Kind zu drehen, warum dann von vornherein schon einen Kaiserschnitt in Betracht ziehen? Hallo rosa Elefant, der zweite…

Ich fühlte mich von der Ärztin im Krankenhaus sehr gut beraten und aufgeklärt und entschied mich nach diesem Gespräch dafür, alles auf mich zukommen zu lassen und mich quasi vertrauensvoll in die Hände des Ärzteteams zu begeben und eine Spontangeburt in Beckenendlage zu probieren, wenn es denn so sein sollte. Das mit dem Moxing, der Akkupunktur und der „Indischen Brücke“ vergaß ich auch gleich wieder – was sollte das im Ernst bringen? Tief in mir drinnen regte sich auch irgendwie eine Stimme, die immer wieder ganz leise fragte: Sollte es wirklich soweit kommen?

In den nächsten Tagen machte ich mir dann doch sehr viele Gedanken – also nichts mehr mit einfach auf mich zukommen lassen, rosa Elefant sei Dank. Ich ließ meine bis dahin ja sehr unauffällig verlaufene zweite Schwangerschaft Revue passieren. Ein paar Besonderheiten hielt ich dabei im Kopf fest:

  1. Zu Beginn der Schwangerschaft war auf dem Ultraschallbild ein Hämatom zu sehen. Ein kleines Hämatom, das einfach so verschwunden war beim nächsten Termin. Ich hatte also weder Blutungen, noch deutete etwas auf einen Zwilling hin, noch war die Schwangerschaft tatsächlich gefährdet.
  2. Ich erinnerte mich an einen Traum ganz zu Beginn der Schwangerschaft, noch vor dem ersten Termin beim Frauenarzt. Ich träumte, dass ich mein kleines, ungeborenes Baby sah, wie es mich mit schmerzverzerrtem Gesicht anschrie. Das war schon echt etwas gruselig.
  3. Ich hatte eine Plazenta bipartita, wie beim Feinultraschall festgestellt wurde. Keine Komplikation, aber etwas, worauf bei einer Spontangeburt geachtet werden musste, um die Nachgeburt vollständig zu erhalten.
  4. Meine erste Geburt war nicht einfach und endete nach gefühlter Ewigkeit mit einer Saugglockengeburt – und das, obwohl mein Erster mit dem Kopf voran richtig lag. Irgendwie habe ich wohl doch ein unverarbeitetes Geburtstrauma erlitten.
  5. Die Meinungen und Äußerungen meines Umfeldes: „Oh, Beckenendlage? Das ist aber nicht so gut.“ „Hm, machst du dann einen Kaiserschnitt?“ „Also ich kenn‘ eine, die hatte auch Beckenendlage und dann wurde es ein Notkaiserschnitt!“ „Dreht er sich noch?“ „Hat er sich schon gedreht?“ Alles in allem wäre es im Nachhinein besser gewesen, hätte ich nichts über die Lage des Babies im Bauch gesagt, denn wie man sieht, war mein Umfeld genauso schlau wie ich: Beckenendlage ist irgendwie nicht normal und nun?

Über Karneval dann, der im Rheinland ja ordentlich gefeiert wird, hatte ich plötzlich meinen absoluten Tiefpunkt erreicht. Die ach so unkomplizierte Schwangerschaft – alles brach auf einmal auf mich herein. Ich verbrachte die Tage meistens im Bett, heulend, grübelnd, völlig fertig mit der Welt. Ich wollte niemanden sehen, war zu nichts im Stande und nur froh, dass sich mein Mann um meinen Sohn kümmerte. Plötzlich wusste ich nämlich überhaupt nichts mehr. Alles kreiste in meinem Kopf umher. Die Äußerung meiner Frauenärztin, mit der alles anfing, die Risikosprechstunde im Krankenhaus, um eigentlich einen Fahrplan und Sicherheit zu bekommen, die Meinungen meines Umfeldes, die Informationen aus dem Internet, die Erinnerungen an meine erste Geburt… Ich bekam eine gewisse Angst. Eine Angst um mich, eine Angst um das Ungeborene. Die oben genannten Besonderheiten mischten sich mit einem seltsamen Gefühl, das mich plagte. Irgendetwas klopfte im Inneren an die Tür meines Verstandes, zog alles in Zweifel und verunsicherte mich zutiefst. Ich konnte noch so rational denken und überlegt handeln, irgendetwas wollte mir etwas sagen…

Was ist, wenn ein Kaiserschnitt doch besser ist? Oder anders formuliert: Wenn alle sagen, dass du nicht an einen rosa Elefanten denken sollst, denkst du doch an einen rosa Elefanten!

Am Rosenmontag wachte ich dann morgens auf und wusste: Es wird ein Kaiserschnitt. Das ist jetzt das einzige, was uns noch retten kann. Das war sie, diese Erkenntnis, die mich aus dem tiefen Loch herausholte. Dieses Klopfen an die Tür meines Verstandes, dieses unbestimmte Gefühl, das sich in mir breit gemacht hatte und die ganze Zeit einen Ausweg durch die vielen Gedanken, Überlegungen, Daten und Fakten gesucht hatte: Es war mein Bauchgefühl! Und plötzlich war ich zutiefst entspannt. Ich fühlte mich tief in mir drinnen wie ausgewechselt: ausgeglichen, in mir ruhend, sicher, entschieden. Die Tränen vom Wochenende, alle Sorgen waren wie weggeblasen. Ich wusste, was zu tun war, zum Wohle meines ungeborenen Babies und mir.

Am Aschermittwoch hatte ich schon meinen nächsten Termin beim Frauenarzt und ich erzählte ihr von diesem Gefühl, von dieser Entscheidung, die ich beim Aufwachen am Rosenmontag hatte. Und für das, was sie mir daraufhin sagte, bin ich bis heute dankbar:

Das einzige, was zählt, ist das Gefühl der Mama, nichts anderes!

Sie warf dann noch einen Blick in den Geburtsbericht meines ersten Sohnes, um dort ggf. einen (medizinischen) Anhaltspunkt als Untermauerung meines Bauchgefühls zu erhalten und siehe da: Mein erster Sohn wurde sehr früh mit der Saugglocke aus dem Geburtskanal geholt, da sich seine Werte rapide verschlechtert hatten. Nicht erst am Ende oder als letzte Unterstützung, sondern früher, weil es einfach nicht mehr vorwärts gegangen wäre und dann wohl auch kein gutes Ende genommen hätte. Sie meinte, dass es schon eine Art Geburtstrauma ist, dass ich erlitten habe und mich diese Erinnerungen, wenn auch mehr unbewusst, bei einer Spontangeburt in Beckenendlage hemmen würden. Ich ging mit einem sehr zufriedenen Gefühl und einer Überweisung der Ärztin für das Krankenhaus aus der Praxis, dass ein Kaiserschnitt erwünscht sei.

Noch im Auto auf dem Parkplatz vor der Praxis rief ich im Krankenhaus an, um einen Termin zu machen, denn es waren nur noch drei Wochen bis zum errechneten Geburtstermin. Nach schier endlosen Minuten in der Warteschleife, in dem sich die Sekretärin mit einer Ärztin unterhielt, bekam ich die Nachricht: „Ihr Termin ist am Mittwoch, den 20. März.“ Frühlingsanfang. Ich ruhte in mir, war völlig entspannt und rief meinen Mann an. An meiner Stimme, die für ihn ganz anders als die letzten Tage war, wusste auch er, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

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Corinna D.

Vom rosa Elefanten – oder wie ich zum Kaiserschnitt kam – Teil 2

Am Ende zählt das Bauchgefühl, das, was die Mama sagt und fühlt und nichts anderes!

[bigletter custom_class=””]Auch über den Kaiserschnitt hatte ich schon viel gelesen. Ablauf, Risiken, Gründe usw. Es gibt ja nichts mehr, worüber man sich nicht mehr im Internet informieren könnte. Doch das alles war nicht mehr so wichtig wie mein Bauchgefühl, das mir die absolute Sicherheit gab, dass es alles so laufen würde, wie es vorgesehen war. Ja, es kam mir so vor, als wäre ich endlich im richtigen Film. Man könnte sogar von Schicksal reden. Der Traum zu Beginn der Schwangerschaft, die medizinischen Besonderheiten, die alle für sich genommen kein Risiko waren, aber in der Summe vielleicht schon und der unumstößliche Fakt, dass es einen Grund gegeben haben muss, warum sich der Kleine bis zuletzt nicht gedreht hatte, auch wenn man ihn medizinisch nie wird erklären können – alles hatte sich wie ein verlorenes Puzzle zu einem großen und ganzen Bild in einem festen Rahmen zusammengefügt.[/bigletter]

Kaiserschnitt

– so sollte es also kommen.

Die letzten Tage vor dem Termin verliefen sehr ruhig. Wir genossen noch ein gemeinsames Familienwochenende. Ich überprüfte noch einmal in Ruhe meine schon seit Wochen gepackte Kliniktasche und wurde mir bewusst, dass dies die letzten Tage und Stunden mit meinem Sohn und Mann zu dritt waren. Ab Mittwoch, den 20. März, würde sich unser Leben auf ein Neues auf den Kopf stellen.

Wir organisierten den Tagesablauf für den Tag vor dem Termin

Das war mir sehr wichtig – dass jetzt alles nach Plan lief, ohne Stress, besonders auch für meinen Sohn. Er sollte bei meinen Eltern übernachten, wir wollten einer Freundin noch zum Geburtstag gratulieren fahren und dann sollte mein Mann mich ins Krankenhaus fahren. Geplant, gesagt, getan. Der 19. März war ein herrlicher Frühlingstag mit Wärme und Sonne pur! Nachdem ich vormittags im Krankenhaus vorstellig geworden war und ich einen Haufen Papierkram unterschreiben musste – Aufnahmeanträge, OP-Verlauf und Risiken, Beratung und Ablauf über die Betäubung – konnte ich noch einmal raus und sollte erst am Abend wieder im Krankenhaus erscheinen. Wenn nichts mehr dazwischenkam, sollte ich am nächsten Morgen die erste sein: 08:00 Uhr, Kaiserschnitttermin, eine Woche vor errechnetem Geburtstermin. Dass es nur 5 Tage vor errechnetem Termin waren, mit dem Risiko, dass es ja hätte jederzeit noch vorher losgehen können, fanden wir im Nachhinein sehr gut, denn jeder Tag länger im Bauch, konnte nur gut für den Kleinen sein. Wer weiß, wann er sich denn tatsächlich selbst auf dem Weg gemacht hätte, vielleicht ja auch erst eine oder sogar zwei Wochen nach dem errechneten Termin? Wir werden es nie erfahren, aber es spielte keine Rolle mehr, denn mein Bauchgefühl gab mir immer noch die absolute Sicherheit darüber, dass alles gut gehen würde, dass es jetzt so und nicht anders sein sollte.

Ich bezog mein Krankenhauszimmer und erfuhr von der Schwester, dass ich morgens gegen 5 Uhr einen Einlauf bekommen würde, um den Darm zu reinigen und dass ich dann noch einmal duschen gehen könne und bis 7 Uhr fertig sein sollte. Ich war ein bisschen wie programmiert, aß in Ruhe mein Abendessen, machte mich bettfertig, schrieb noch mit meinem Mann und schlief relativ ruhig, sofern das in einem Krankenhaus überhaupt möglich ist. Auf der Station war es aber relativ ruhig, sodass ich nur selten von anderen Babies oder Türenknallen geweckt wurde. 

Morgens kam dann die Schwester und ich erhielt meinen allerersten Einlauf überhaupt. Es war gar nicht so schlimm oder schwer, wie ich mir das vorgestellt hatte. Danach duschte ich in Ruhe, wusch meine Haare, zog meine bereitgelegten Trombosestrümpfe und den Kittel an und war pünktlich kurz vor 7 Uhr fertig. Ich sah aus dem Zimmerfenster und sah meinen Mann, der eine letzte Nacht in Ruhe allein zu Hause verbringen konnte, da unser großer Sohn schon bei meinen Eltern war. Kaum, dass er auf meinem Zimmer war, kam auch schon eine Schwester und zusammen mit meinem Mann schoben sie mich nach unten durch die Krankenhausflure bis zum Kreißsaal. Alles lief völlig routiniert, geplant und pünktlich ab. Die Hebammen und Schwestern, alle waren pünktlich, alles lief tatsächlich einfach wie am Schnürchen ab. In einem Kreißsaal wurde mir von meiner Hebamme ein Blasenkatheter gelegt, was völlig kurz und schmerzlos war. Ich bekam einen Zugang auf dem Handrücken gelegt und vorsorglich schon eine Antibiotika Infusion, da bei mir bei einem Test bei der Frauenärztin Streptokokken B Bakterien festgestellt wurden. Ich lag in meinem Bett in dem warmen Kreißsaal, mein Mann neben mir und wir warteten. Die Uhr tickte langsam und dann war es schon kurz vor 8 Uhr. Wir wurden in den OP-Raum gebracht bzw. ich. Mein Mann sollte in einem Vorraum zurückbleiben, wo er Mundschutz und Kittel erhalten würde und warten musste, bis bei mir die Betäubung erfolgt sei. Dies war der allererste Moment, wo sich kurz ein Gefühl der Unsicherheit und Angst in mir breit machte, denn jetzt ging es wirklich los, jetzt gab es kein Zurück mehr. In den Augen meines Mannes sah ich die gleiche Angst. Wir flüsterten uns ein „Ich liebe dich“ zu und dann ging die Tür zwischen uns zu. Mein Mann sagte mir im Nachhinein, dass das Warten vor dem OP-Raum für ihn wie eine Ewigkeit war. In Wahrheit waren es nur 15 Minuten.

Im OP-Raum herrschte Hochbetrieb. So viele mit Mundschutz vermummte Personen waren darin beschäftigt, so viele, die sich mir mit guter Laune höflich vorstellten, dass ich einfach immer nur ein einfaches „Hallo“ herausbrachte und fasziniert und in mir ruhend einfach alles geschehen ließ. Zuerst wurde ich von meinem Bett auf die OP-Liege verfrachtet, auf die ich mich setzen sollte. Die Narkoseärzte und -helfer stellten sich vor und erklärten mir die nächsten Schritte. Sie waren alle so unglaublich nett und strahlten Ruhe und Sicherheit aus – was sollte schief gehen? Ich sollte mich zuallererst nach vorn beugen, eine Schwester oder auch die Hebamme stand vor mir und stützte mich an den Schultern. Der Narkosearzt setzte zunächst eine Spritze, die die Haut betäubte. Es piekte kurz. Danach legte er die Spinalanästhesie, wovon ich nichts mehr spürte außer einen leichten Druck. Das war der wichtigste und kritische erste Punkt, denn es durfte beim Stechen nichts daneben oder zu weit gehen. Alles lief glatt und ich wurde auf die OP-Liege gelegt. Ich wurde verkabelt und bekam Infusionen und dann kam schon der Chefarzt, stellte sich vor, der Sichtschutz wurde aufgebaut und mein Mann kam zu mir. Er setzte sich rechts von mir und die nächsten Minuten vergingen, indem überwacht wurde, dass die Betäubung wirkte und es mir gut ging. Am Bauch wurde ich wohl abgeklebt und eingepinselt, doch das sah ich nicht mehr. Ein erster Test des Anästhesisten erfolgte, in dem er mir eine kalte Flüssigkeit auf den Bauch und die Schultern sprühte und fragte, ob ich das noch spüren konnte. Ich spürte alles noch absolut!

Oh, das sollte aber nicht so sein

sagte er.Die Betäubung wirkte offenbar noch nicht und ich bekam kurz Panik, ob irgendetwas nicht stimmte. Dann verspürte ich aber ein leichtes Kribbeln in den Zehen wie Ameisen. Es ging los, die Betäubung setzte zu wirken ein. Dabei fiel mein Blutdruck und Puls dann auch soweit ab, dass mir etwas zur Kreislaufstabilisation gespritzt werden musste. All das nahm ich in diesem Moment nicht wirklich wahr. Ich fühlte mich im wahrsten Sinne wie betäubt, war benommen und verstand die Erklärungen der Ärzte, Schwester und meines Mannes nicht mehr wirklich. Verlor ich gleich das Bewusstsein? Zum Glück nicht. Mein Kreislauf stabilisierte sich wieder. Dann fragte der Anästhesist wieder, ob ich jetzt noch etwas spüren würde. Ich sah ihn an: „Was meinen Sie?“ Er sagte nur: „Okay, alles gut, Sie spüren nichts mehr, denn jetzt wurde Ihnen schon richtig weh getan.“ Aha. Ich sah meinen Mann an und in die vertrauenswürdigen Augen der lieben Schwester über meinem Kopf. Sie war es, die immer wieder ganz beruhigend auf mich einredete, genauso wie der Arzt links neben mir. Sie sagten mir, dass es jetzt losginge und dass ich ein Ruckeln spüren würde, aber sonst eigentlich nichts. Ich blickte immer wieder meinen Mann an, wir hielten ein bisschen small talk und zwischendurch ruckelte mein ganzer Körper etwas.

Und dann hatte ich mein Geburtserlebnis, wenn man es so nennen möchte. Ich spürte, ohne dass ich Schmerzen verspürte, dass jetzt mein Sohn aus meinem Bauch geholt werden würde. Es war ein Gefühl in mir. Kein Schmerz, keine Geräusche, es war das Gefühl, das genau in diesem Moment eine Trennung zwischen mir und meinem Baby im Bauch erfolgte. Meine Augen füllten sich mit Tränen und wie um sicher zu gehen fragte ich die Frau über meinem Kopf, ob es jetzt so weit sei und sie nickte nur. Es machte sich ein tiefes Glücksgefühl in mir breit, Tränen kullerten mir die Wangen hinunter und kurz darauf hielt der Chefarzt unser Baby kurz über den Sichtschutz und kurz darauf ertönte sein Schrei. Das war die Geburt! Es sind nur wenige Minuten vergangen, das war es schon! Der Kleine wurde sofort in die Hände des Kinderarztes gegeben und mein Mann durfte mit, um die erste Untersuchung des Kleinen durchzuführen. In der Zeit wurde ich wieder zugenäht, was am längsten von allem gedauert hatte. Und dann wurde mir der Kleine auf meine Brust gelegt und sie fragten uns, wie er heißen würde: „Aiden, das ist unser Aiden.“ Da war er. Quicklebendig, putzmunter, mit Topwerten – und sooo klein! Ich war irgendwie überwältigt und trotzdem noch so ruhig. Es war so anders als bei meiner ersten Geburt, wo alles nach endlosen Schmerzen und Warten noch so neu war. Hier war er einfach, unser zweiter Sohn. Die ganze OP hatte keine Stunde gedauert und schon 9 Uhr waren wir wieder in dem warmen Kreißsaal, wo wir die nächsten zwei Stunden zur Überwachung verbringen sollten, wo der Kleine gewogen und gemessen und angezogen wurde und wir dann die ersten Minuten zu dritt verbringen konnten. Die Betäubung ließ langsam nach, doch die Schmerzmittel wirkten und wir betrachteten unseren kleinen, zweiten Sohn, wie er friedlich in meinen Armen lag und auch die ersten Stillversuche machte. Wir waren glücklich, wir waren zufrieden, wir waren alle in uns ruhend. Wie, um mich noch einmal absichern zu wollen, fragte ich mich und dann meinen Mann, ob das jetzt so richtig war. Doch es war eher eine rhetorische Frage. Der optimale Verlauf der OP und dass es mir und meinem kleinen Schatz bestens ging bestätigten mein Bauchgefühl:

So und nicht anders sollte es kommen. Der Kaiserschnitt war die richtige Entscheidung.

Was ich nun von einem Kaiserschnitt halte? Ob ich einen Kaiserschnitt empfehlen kann?

Ich muss sagen, dass ich die OP erstaunlich gut überstanden habe, überdurchschnittlich gut. Noch am Abend der OP sollte ich das erste Mal aufstehen. Es war der Horror! Ich lief gebückt zur Toilette und zurück und war völlig fertig, doch laut der Schwester war ich sehr gut auf Trab. Auf Grund der Schmerzmittel hatte ich erträgliche Schmerzen, die Wunde verheilte sehr gut und zu Hause stellte sich heraus, dass ich schon sehr viel machen konnte. Viel mehr, als es die Hebamme gewohnt ist zu sehen, viel mehr, als ich selbst erwartet hätte und alles viel früher, als es normalerweise der Fall ist. Nach nun sechs Wochen spüre ich nur noch ein leichtes Taubheitsgefühl über der Narbe, die bei mir erstaunlich tief auf dem Schambein liegt. In wenigen Wochen könnte ich wohl wieder beginnen Sport zu treiben, doch dass ich schon in der ersten und zweiten Woche kleine Spaziergänge machen konnte, war schon mehr als erhofft und ich will auch nicht übertreiben.

Ich habe also auf der einen Seite sehr viel Glück gehabt, dass alles so glatt gelaufen ist und ich wohl ein geringes Schmerzempfinden bei extrem schneller Wundheilung habe, auf der anderen Seite weiß ich von vielen, dass sie sich nach einem Kaiserschnitt länger quälen, mehr Schmerzen haben oder Probleme mit der Narbe, dem Stillen usw. haben. Ich würde also insgesamt NIE einen Kaiserschnitt bevorzugen oder empfehlen! Ich habe nun zwei Geburten erlebt, eine Spontangeburt mit Komplikationen und einen Kaiserschnitt. Und unabhängig von dem Geburtserlebnis, das man mehr oder weniger bei einem Kaiserschnitt hat und egal, was man darüber denken mag, ob es gut für das Kind ist oder nicht per Kaiserschnitt geholt zu werden, bin ich der Meinung, dass der Geburtsschmerz leichter zu verarbeiten ist als die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt. Mein Hauptargument liegt also bei den Schmerzen und das, obwohl ich nun sehr wenige Probleme damit hatte! Die Geburtsschmerzen, vor denen die meisten Angst haben, können lang oder kürzer sein und jeder empfindet Schmerzen individuell. Was man sich aber bewusst sein sollte, wenn man vielleicht selbst in der Situation sein sollte sich einen Kaiserschnitt oder nicht aussuchen zu können: Die Geburtsschmerzen sind in dem Moment, wo das Kind spontan geboren wurde, weg, egal, wie lang und intensiv sie zuvor waren. Man vergisst sie in dem Moment, ist überwältigt von Glückshormonen, auf jeden Fall überwältigt von körpereigenen „Drogen“ und Hormonen, die einen zunächst keine Schmerzen mehr spüren lassen. Die Schmerzen nach einem Kaiserschnitt, bei dem man eine Geburt UND eine große Bauch-OP über sich ergehen lässt, können noch Wochen andauern! Und sie sind, finde ich, auch deswegen schlimmer, weil man dann schon mit dem Baby im Arm damit klarkommen muss, dann, wenn man im Gefühlschaos ob der neuen Familiensituation sowieso schon oft genug an seine Grenzen stoßen wird, weil das Baby schreit, weint, nicht so schläft wie man selbst usw. Ich kam, kaum zu Hause, ohne Schmerzmittel aus, doch was ist, wenn man noch Tage und Wochen auf diese angewiesen ist, von Komplikationen ganz zu schweigen? Nein, ein Kaiserschnitt ist kein Zuckerschlecken, ist nicht einfach einmal eine OP, auch wenn sie nur noch eine Stunde dauert.

Bei einer Spontangeburt, wo das Kind richtig liegt und auch ansonsten eine völlig und absolut unauffällige Schwangerschaft vorangegangen ist, wird man nicht so über mögliche Risiken bei der Geburt aufgeklärt. Dann geht es irgendwann los und dann wird man schon sehen… Sobald auch nur irgendetwas nicht stimmt bzw. normal ist, geht die medizinische Maschinerie los und ich kann es niemandem verdenken, wenn er sich am Ende so verunsichern lässt, dass er sich für einen Kaiserschnitt entscheidet. So gesehen mag auch mein Bauchgefühl gar keines mehr gewesen sein, sondern vielleicht war es war am Ende das einzige, was mich gerettet hat. Es war mein Rettungsanker vor lauter Verunsicherung, vor lauter Meinungen und Ratschlägen. Wer weiß, ob es nicht auch so gut gegangen wäre, denken jetzt vielleicht manche. Wir werden es nicht mehr erfahren. Ich weiß, ich war und wurde blockiert, es einfach auf mich zukommen zu lassen – eine Schwäche? Mag sein, aber ich bereue diese Entscheidung keineswegs.

Am Ende zählt das Bauchgefühl, das, was die Mama sagt und fühlt und nichts anderes!

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Corinna D.

ENTSPANNT INS WOCHENBETT// MEINE TIPPS

Bleib so viel wie möglich liegen und ruhe dich aus. Natürlich müssen es keine acht Wochen am Stück sein, aber die ersten zwei dürfen durchaus genossen werden…

[bigletter custom_class=””]Wochenbett Tipps gibt es viele, aber die Tipps, die man am besten gebrauchen kann, werden einem oft verschwiegen. Dabei sollte doch jede Schwangere genauer aufgeklärt werden oder zumindest die Tipps verraten bekommen, die einem das Wochenbett erleichtern.

Ich kann an dieser Stelle natürlich nur aus meiner Sicht schreiben und nur meine ganz eigenen Erfahrungen mit einbringen. Was mir am besten geholfen hat und wie es mir ergangen ist. Das heißt aber nicht, dass es bei euch genau so sein wird oder ihr es so empfindet wie ich.[/bigletter]

Deshalb heißt es auch MEINE Tipps zum Wochenbett.

Meine Geburt verlief mehr als gut, innerhalb kürzester Zeit kam mein Sohn bei einer Wassergeburt auf die Welt. Noch im rausch der Glückshormone verließ ich das Krankenhaus nach nur einer Übernachtung direkt am nächsten Morgen. Ich fühlte mich aber alles andere als top fit. Kein Wunder, ich hatte auch gerade erst ein Baby zur Welt gebracht. Ich wollte nur nicht mehr gestört werden, gestört in meiner Privatsphäre, aber genau das wurde ich. Im Krankenhaus kam ich nicht zur Ruhe, ständig kam Besuch ins Zimmer geplatzt und das nicht von meiner Seite, sondern der von meiner Zimmernachbarin.

Ich lag da in meinem Bett und versuchte mich von den Strapazen zu erholen. Wusste nicht, wie ich mich am besten hinlegen oder setzen soll. So geschwollen war alles untenrum, von der Geburt. Zudem kam noch, dass ich einen Dammriss 2. Grades hatte. Das machte es natürlich nicht einfacher!

Ich blutete wie ein Schw… und wollte regelmäßig die Toilette besuchen. Was mir dann aber sehr unangenehm war, denn anlässlich der Umstände verlor ich einfach jede menge Blut, ohne es irgendwie aufhalten zu können. Ich möchte niemanden erschrecken sondern nur darauf hinweisen, weil ich nicht damit gerechnet hätte, dass es doch so extrem ist. Es waren die ersten Stunden regelrechte Blutstürze, die da einen überraschen! Dementsprechend war es mir natürlich zu peinlich an wildfremden Leuten vorbei zulaufen, um auf die Toilette zu gelangen und eine Blutspur hinter mir zu lassen. Die Türe der Toilette sollte auch nicht verriegelt werden, damit im Fall der Fälle eine Schwersten schnell zur Hilfe eilen kann.

Zu Hause fühlte ich mich wesentlich besser aufgehoben.

Ich habe mich deshalb jetzt bei der zweiten Schwangerschaft für eine Ambulante Geburt entschieden. Sofern alles gut geht.

Jetzt kommen wir aber zum Wesentlichen, meine Empfehlungen zum Wochenbett:

1. Nimm das Wochenbett wörtlich

Bleib so viel wie möglich liegen und ruhe dich aus. Natürlich müssen es keine acht Wochen am Stück sein, aber die ersten zwei dürfen durchaus genossen werden, auch wenn es einem nicht einfach fällt. Aber der Körper hat das gute Recht sich von der Geburt zu erholen.

2. Der Besuch

Als erstes ist es wichtig, dass ihr dafür bereit seid. Überlegt euch schon vorher, ob und wann ihr Besucher bekommen möchtet und auch wie lang! Sprecht es im Voraus schon bei euren Lieben an, damit die Enttäuschung nicht so groß ist, wenn ihr erstmal keinen Besuch bekommen möchtet. IHR alleine bestimmt, wann wer vorbei kommen kann, um das Kind kennen zu lernen. Lasst euch bloß nicht unter Druck setzen. Und wenn, dann soll euer Besuch doch gleich auch bitte Kuchen, Mittagessen oder worauf ihr auch immer Lust habt mitbringen. Um andere zu bewirten und zu umsorgen habt ihr keine Zeit. In erster Linie steht euer Neugeborenes im Vordergrund. Man mag es kaum glauben, aber Besuch zu empfangen kann ganz schnell sehr stressig werden.

3. Hilfe annehmen

Nehmt auf jeden Fall die Hilfe an, die euch angeboten wird. Und wenn nicht, dann verlangt ganz einfach danach! Ein falscher Stolz oder eine übertriebene Erwartungshaltung an sich selbst ist zu dieser Zeit unangebracht. Denn alles ist Neu, da kann es schnell mal dazu kommen, dass man sich überfordert fühlt. Wer zum Putzen, Kochen etc. kommen möchte, ist herzlich Willkommen und darf gerne die Arbeit übernehmen.

4. Vorkochen & bekochen lassen

Je nachdem, wie lange es mit dem Stillen und Anlegen dauert, werdet ihr viel Zeit für das Baby benötigen. Da kommt meist das regelmäßige Essen zu kurz. Ein guter Rat ist, einige Gerichte vorzukochen und portionsweise einzufrieren. Bei Bedarf könnt ihr es einfach auftauen. Ich habe z.B. die Reste der Babyparty eingefroren. Ich freue mich jetzt schon auf Chili Con Carne und Lasagne.

5. Ohren auf Durchzug stellen

Besonders als frisch gebackene Mama bekommt man viel zu oft gut gemeinte Ratschläge. Auch einfach so, ohne das man die Ratschläge braucht oder spezifisch danach fragt. Man muss sich einiges anhören. Irgendwann fängt man an, an sich selbst zu Zweifeln. Besonders, weil diese Ratschläge auch total gegensätzlich sein können. Man entscheidet als Mutter instinktiv richtig, jeder hat seine eigene Art und Weise. Es gibt kein richtig oder falsch. Lasst die anderen einfach reden und entscheidet aus dem Bauch heraus.

6. Toilettengänge

Einige Frauen haben nach der Geburt auf Grund des Wochenflusses das Bedürfnis, sich sehr häufig zu waschen. Zudem brennt das Pipi machen in den ersten Tagen und kann meist sehr unangenehm sein. Stell dir einen Messbecher mit lauwarmem Wasser neben die Toilette. Lass es beim Wasserlassen einfach zwischen deinen Beinen, über den Schambereich entlang laufen. Das hilft nicht nur bei Geburtsverletzungen, sondern ist auch sehr angenehm wegen dem Wochenfluss. Zusätzlich kannst du ein paar Tropfen Weleda Calendula Essent oder Lavendelöl mit ins Wasser geben.

Bei Geburtsverletzungen und zu der Zeit, wo noch alles im Scham- und Dammbereich geschwollen ist, solltest du dich nur vorsichtig abtupfen, nicht wischen! Hier noch ein Tipp: Benutze anstelle von Toilettenpapier besser Einmal-Waschlappen, da diese einfach robuster sind und nicht zerfetzen.

7. Viel trinken

Am besten steht immer ein Getränk in Reichweite, denn vom Stillen bekommt man enorm viel Durst. Darüber hinaus verdünnst du zusätzlich deinen Urin, sodass dieser weniger „aggressiv und scharf“ wird und es somit beim Pipi weniger brennt.

8. Welche Binden benutzen?

In diesem Fall sind ausnahmsweise mal die Billigsten die Besten.

Benutze die Binden, die keine Beschichtung haben und Vegan sind, denn damit schwitzt man nicht so. Ja richtig gehört Vegan. Ich kann die Binden von der Marke Jessica (dm) empfehlen, von Always-Binden hingegen kann ich nur abraten.

Der Wochenfluss ist zwar nicht infektiös, aber ein perfekter Nährboden für Keime. Zum wechseln der Binden sollte man ca. alle zwei Stunden auf die Toilette gehen.

Diese pelzy Binden eignen sich besonders gut in den ersten Tagen nach der Entbindung.

9. Geburtsverletzung

Wenn du einen Dammriss oder eine Scheidenveletzung hast und noch alles etwas geschwollen ist, hat sich bei mir das Kühlen bewährt. Hier ist aber Vorsicht geboten! Nicht, dass man im Nachhinein unter einer Blasenentzündung oder „Gefrierbrand“ leidet. Es eignen sich hierfür besonders gut Binden, die man mit Olivenöl beträufelt, welche dann eingefroren werden. Was sich genau so gut eignet sind mit Wasser gefüllte Gummihandschuhfinger, die ebenfalls eingefroren und dann auf die Schwellung gelegt werden können. Ich empfand dieses als sehr beruhigend und angenehm. In manchen Krankenhäusern gibt es extra Binden die kühlen. Fragt einfach mal nach, ob sie so etwas dort haben.

10. Die Nacht

Ein kleines Lämpchen hilft in der Nacht alles im Blick zu haben. Beim Stillen ist es eine besonders große Hilfe.

11. Schwellungen/ Blutergüsse/ Nähte

Blutergüsse, Schwellungen und Nähte nach der Geburt sind keine Seltenheit. Beim Kaiserschnitt muss die Wunde selbstverständlich vernäht werden. Bei einer natürlichen Geburt kann es zu einem Dammschnitt oder -riss kommen. Arnika in Form von Globulis hilft und soll den Heilungsprozess nach dem Nähen beschleunigen. Dadurch klingen die Schwellungen nach der Geburt schneller ab.

Genießt das kennenlernen mit eurem Baby in der Wochenbett Zeit.

GEBURTSBERICHT// ABENTEUER STURZGEBURT

…so unerwartet und heftig kam die nächste Wehe, diesmal von null auf hundert. Sie hat mich wirklich schlagartig umgehauen.

[bigletter custom_class=””]Mein Geburtsbericht: Da lag ich nun, mit einem zuckersüßen Mädchen auf dem Arm und ließ alles im Schnelldurchlauf Revue passieren. Ich konnte es selbst nicht glauben, wie schnell alles ging. Ich musste mir die Geburt immer und immer wieder von meinem Mann erzählen lassen, um es auch ja glauben zu können! Aber als die Hebammen-Schülerin ein paar Stunden später das Zimmer betrat und mich darum bat, das ganze in einem Jahr doch bitte wieder genauso zu wiederholen, um ihre Examensarbeit darüber zu schreiben, wurde es mir dann doch bewusst. Bewusst dass es wohl doch so abgelaufen sein musste, wie ich es selbst alles mitbekommen habe.[/bigletter]

Fangen wir von vorne an.

Irgendwie hatten doch alle Recht, dass die zweite Schwangerschaft nur so an einem vorbeiläuft. All die Aufregung, all die Ungewissheit die man in der ersten Schwangerschaft verspürt ist bei der Zweiten wie weg geblasen. Oder war sie einfach nur kaum zu spuren? Man nimmt die Schwangerschaft nicht so wahr, bis auf das der Bauch zunehmend wächst. All die ganzen Vorbereitungen, wie Kurse besuchen, Kinderwagen aussuchen, Bücher lesen, Babyzimmer einrichten, ja sogar die Namensauswahl erschien nicht mehr so dringlich zu sein.

Man nimmt die 2. Schwangerschaft nicht so wahr…

Auch die Vorfreude fühlte sich anders an, viel gedämpfter und so weit weg. Die richtige Vorfreude trat bei mir erst ziemlich spät ein. Und dann in den letzten Tagen, mutierte die Vorfreude dann plötzlich eher zu einer Ungeduldigen nervenaufreibenden Strapaze. Jeder Tag der über den Einbindungstermin kam, löste immer mehr Unruhe in mir aus. Schließlich behauptete jeder, dass mein Kind ganz sicher zwei bis drei Wochen früher kommen würde. Doch dem war nicht so. Das kleine Mädchen ließ sich Zeit.

Kein Tag verging an dem ich nicht gefragt wurde, ist das Baby immer noch nicht da? Dabei tat ich doch schon alles was in meiner Macht stand, um die Wehen irgendwie voran zutreiben. Ich probierte wirklich alles, von Akupunktur, Sex, bis hin zu Globulis und heiß baden. Ja und glaubt mir, ich hätte es sogar in Kauf genommen einen Kopfstand zu machen und mit der Zunge die Nasenspitze zu berühren wenn es nur irgendwie geholfen hätte! Im Endeffekt half nur warten, warten bis sich das Baby auf den Weg macht.

War die Geburt meiner Tochter wirklich so rekordverdächtig?

Dienstag der 26.09.2017 Entbindungstermin + 6 um Punkt 6:40 Uhr riss ich die Augen auf vor Schmerz und schaute auf die Uhr. Wieder eine Senkwehe? Aber irgendwie anders als sonst. Schmerzhaft aber für mich eigentlich nichts Ungewöhnliches, da ich seit einigen Wochen mit Übungs- und Senkwehen zu kämpfen hatte. Mal heftig schmerzhaft, mal weniger schlimm. Was genau geht da grade vor sich? Ich versuchte in mich zu hören, versuchte mich darauf zu konzentrieren herauszufinden ob es wirklich Geburtswehen sind. Ich versuchte mich daran zu erinnern wie sich die Wehen bei Kian anfüllten. Etwa genau so?

Soll ich meinem Mann Bescheid sagen oder ihn besser noch schlafen lassen?

“Soll ich meinem Mann Bescheid sagen oder ihn besser noch schlafen lassen? Habe ich wirklich alles in die Kliniktasche gepackt?” 1000 Gedanken schossen mir durch den Kopf. Gegen 8 Uhr stieg ich in die heiße Badewanne, um die sehr unregelmäßigeren Wehen in Gang zu bringen. Doch es tat sich einfach nichts! In der Wanne waren die Wehen nicht zu spüren. Nach einer Stunde Baden dachte ich mir: “Okay dann wird es heute wohl doch noch nicht los gehen, war nur ein Fehlalarm.” Ich hoffe natürlich so sehr, dass die kleine Maus sich noch selbst auf den Weg macht. Bevor es zu einer Einleitung kommen würde.

Am Frühstückstisch gegen 11 Uhr zogen mein Mann und ich in Betracht, dann doch besser mal die Nachbarn oder meine Eltern zu informieren. Meine Wehen setzen immer wieder ein, zwar sehr unregelmäßig aber immer mal wieder. Als meine Eltern gegen 12:45 Uhr eintrafen, spürte ich die Wehen immer hefiger. Ich konnte sie dennoch super aushalten und wuselte noch im Haus herum, um noch schnell ein paar Sachen für Kian einzupacken. Ich machte ihm ein Lunch Packet für unterwegs, denn meine Eltern wohnen nicht um die Ecke und schließlich hatte Kian noch nicht zu Mittag gegessen. Meine Mutter beobachtete mich ganz kritisch und war der Meinung, das wir uns unbedingt auf den Weg ins Krankenhaus machen sollten und zwar schnell.

Hatte sie es etwa schon vorher geahnt oder mir sogar angesehen?

Wir parkten das Auto außerhalb vom Klink Gelände. Und wer zufällig das Uniklinik Gelände von Bonn kennt, weiß wie weitläufig es ist. Ich war mir dennoch sicher, dass ich es noch rechtzeitig ins Krankenhaus schaffen würde, ohne das Baby gleich auf dem Weg zu bekommen. Ich wollte schließlich die Wehen ankurbeln, um nicht noch lange im Krankenhaus verweilen zu müssen. Um 14 Uhr trafen wir am Krankenhaus ein. Wir melden uns unten an der Pforte für den Kreißsaal an. Doch als die Dame mich dann darauf hinwiesen wollte, doch bitte eine Wartemarke zu ziehen, fiel ich aus allen Wolken, ich war außer mir! Ich hatte Wehen!!!

Wehen die man mir anscheinend nicht wirklich ansah. Ich antworte in einem recht energischen Ton, dass ich jeden Moment ein Kind bekomme und sie nicht allen Ernstes glaubte, dass ich jetzt noch eine Wartemarke ziehen würde wie beim Amt! Die Antwort von ihr habe ich gar nicht mehr mitbekommen, da ich mit einem Bein schon im Aufzug stand. Was hat die gute Frau sich dabei nur gedacht?

Um ca. 14:06 Uhr wurde ich ans CTG angeschlossen und von einer Hebamme zusätzlich untersucht, wir lagen erst bei 3 cm Öffnung, was ich kaum glauben konnte, denn ich bekam schon einige Wochen vorher den Befund von meiner Frauenärztin das mein Muttermund bereits 2cm geöffnet sei.

Wenige Minuten vergingen, die Wehen überrollten mich jetzt doch schon immer heftiger. So das ich nicht wusste wohin mit dem Schmerz! Es waren genau drei. Das Telefon von meinem Mann klingelte. Er nahm das Telefonat an, um seinem besten Freund zu sagen, das wir schon im Krankenhaus sind und Kian schon in guten Händen sei und er sich nicht um ihn kümmern müsse. Plötzlich machte es Plop in mir, die Fruchtblase war geplatzt und alles war nass. Ich rief: “Die Fruchtblase ist geplatzt!“ Meinem Mann war der kleine Schockmoment Gesicht anzusehen! Er beendete sofort das Gespräch. Ich konnte es kaum glauben, auch wenn alles nass war, es war irgendwie ein schönes Gefühl, denn ich wusste jetzt geht es wirklich los! Mein Mann half mir beim Ausziehen der Schuhe und der nassen Hose. Wir scherzten noch rum, von wegen Fruchtblase geplatzt, ich hätte nur ordentlich in der Hose gepinkelt. Doch einen Augenblick später traf es mich wie ein Blitz, so unerwartet und heftig kam die nächste Wehe, diesmal von null auf hundert. Sie hat mich wirklich schlagartig umgehauen. Ich lag auf dem Bett, hielt mich mit einer Hand am Bettgestell fest, presste die Füße gegen das Fußende und schrie nur “Das Baby kommt, ich muss pressen!” Schnell füllte sich das Zimmer mit Hebammen und einer Ärztin. Sie beschlossen mich sofort in den Kreissaal zu fahren. Prompt war die nächste Presswehe im Anmarsch, ich spürte das Köpfchen durch den Geburtskanal rutschen. Ich spürte alles! Alles haargenau! Diesmal fiel ich nicht vor Schmerzen in Trance, nicht so wie bei der Geburt mit Kian. Ich war zu 100 Prozent bei mir. Die Schmerzen waren wirklich sehr heftig. Aber ich wusste, jeder Wehe bringt das Baby voran. Die Hebammen wollten tatsächlich noch, dass ich auf das andere Bett wechsle. Ich kann mich zwar nicht mehr genau an meinen Tonfall erinnern, doch habe ich ihnen ganz klar deutlich gemach, das ich überhaupt nichts mehr machen werde, außer jetzt in jener Minute mein Kind auf die Welt zu bringen. Anscheinend glaubten sie mir nicht, keiner glaubte mir! Noch nicht einmal mein Mann! Er glaubte wirklich er könnte sich in einer Wehenpause auf einem Stuhl ausruhen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder, denn ich schrie ihn wohl dermaßen an, dass er in weniger als eine Sekunden stramm wie ein Soldat an meinem Bett stand und mir die Hand hielt. Ich denke zu dem Zeitpunkt machte ich allen nochmal deutlich, dass es richtig ernst wird, und das ich jetzt und hier mein Kind in diesem Bett bekommen würde, egal ob es ihnen passt oder nicht. Und genau so war es auch, nach nur zwei weiteren Wehen war die kleine Julin auf der Welt.

eine Folge von “The Big Bang Theory” dauert länger als die Geburt

14:29 in nur 18 Minuten vom Fruchtblasensprung bis zur Geburt von Julin. Somit hätte eine Folge von “The Big Bang Theory” länger als die Geburt gedauert.

Nach 6 Stunden verließen wir schon das Krankenhaus und nutzten die Zeit Zuhause um uns richtig kennen zu lernen und um zum kuscheln. Und sollten wir uns doch noch für ein drittes Kind entscheiden, wäre es wohl besser eine Hausgeburt in Erwägung zu ziehen.